Filmbranche

Jodie Foster über Hollywood früher: „Nirgendwo gab es Frauen“

Jodi Foster und Kali Reis in „True Detective: Night Country“
Jodi Foster und Kali Reis in „True Detective: Night Country“Hbo / Sky
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Mit der Serie „True Detective: Night Country“ feiert die 61-jährige Jodie Foster derzeit große Erfolge, außerdem ist sie für einen Oscar nominiert. Hollywood sei frauenfreundlicher geworden, sagt sie im Rückblick auf ihre Filmkarriere: „In 58 Jahren hat sich viel verändert“.

Vor wenigen Tagen ging die Serie „True Detective: Night Country“ ins Finale, mit Jodie Foster und Kali Reis in den Hauptrollen. Die vierte Staffel der Anthologieserie war sehr erfolgreich, sie steht seit Wochen auf Platz eins der meisgesuchten Serien bei der Filmdatenbank IMDb. Dass zwei Frauen die Hauptrollen in einer Krimiserie spielen, noch dazu eine über 60, war in Hollywood lange schwer denkbar. „In 58 Jahren hat sich viel verändert“, sagt die 61-jährige Foster im Gespräch mit der APA und anderen Medien. So lange ist die Schauspielerin schon im Geschäft. „In den 1960er und 1970er Jahren habe ich nie ein anderes weibliches Gesicht gesehen“. Heute ist das anders – nicht zuletzt führt sie das auf ihre Rolle als Clarice Starling in Jonathan Demmes Klassiker „Das Schweigen der Lämmer“ (1991) zurück.

Es gibt eine bekannte Szene aus „Das Schweigen der Lämmer“, in der Clarice Starling in einen Aufzug mit acht anderen FBI-Agenten steigt. Alle sind Männer, alle ungefähr einen halben Meter größer als die zierliche Schauspielerin, die nervös nach oben schaut. So oder so ähnlich muss es sich in Hollywood in den 1960er und 1970er Jahren angefühlt haben.

„Gelegentlich sah ich die Frau, die meine Mutter spielte, oder eine Visagistin, aber das war‘s“, erzählt Foster von den Anfängen ihrer Schauspielkarriere. „Nirgendwo gab es Frauen“, sagt sie. Stattdessen sei sie im Filmgeschäft von „wunderbaren Brüdern und Vätern groß gezogen worden“, die ihr alles beigebracht hätten, was sie heute weiß.

Mit 13 Jahren erstmals für den Oscar nominiert

Foster arbeitet seit 58 Jahren im Showgeschäft, sie spielte mit drei Jahren in einem Werbespot mit, war das erste Mal im Alter von nur 13 Jahren für die Rolle einer minderjährigen Prostituierten in Martin Scorseses „Taxi Driver“ für den Oscar nominiert und gewann ihre ersten Oscar für die Rolle einer vergewaltigten Frau in „Angeklagt“ (1988). Sie ist auch in diesem Jahr nominiert, und zwar für ihre Nebenrolle in der Filmbiografie „Nyad“, aber ihre wahrscheinlich legendärste Rolle ist und bleibt die der Clarice Starling, für die sie ein zweites Mal als beste Hauptdarstellerin mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.

Die Rolle der Spezialagentin wurde zu einem feministischen Leuchtfeuer in der Populärkultur und ebnete den Weg für aufregendere Rollen für Frauen im Krimigenre wie jene Liz Danvers in der neuen Staffel von „True Detective“, die man bei Sky streamen kann. Sie spielt eine meist schlecht gelaunte, ziemlich unsensible Polizistin, die mit ihrer Partnerin (Kali Reis) versucht, den Mord an einer Gruppe von Männern aufzuklären, der wiederum mit einem Mord an einer jungen Frau zusammenhängt. „Mir gefällt, wie furchtbar meine Figur ist“, lacht Foster. „Ich habe es sehr genossen, wie schrecklich sie war.“

„Rollen für Frauen haben sich verändert“

Wohlwissend, dass dies nicht immer selbstverständlich war, sagt sie: „Natürlich haben sich Rollen für Frauen verändert, die Welt wird vielfältiger“. Die Schauspielerin hat sich inzwischen auch einen Namen als Regisseurin von Filmen wie „Money Monster“ (2016) gemacht und bedauert, wie lange es gebraucht hat, bis man Frauen in Hollywood auch im Regiesessel Platz nehmen ließ. Die Zusammenarbeit mit Showrunnerin Issa López („Tigers Are Not Afraid“) bedeutet ihr auch deshalb sehr viel.

Die mexikanische Filmemacherin stellt viele Themen und Schauplätze, die in der HBO-Serie von Machismo geprägt waren, auf den Kopf. In der 4. Staffel mit dem Untertitel „Night Country“ ginge es um „Gerechtigkeit für Frauen“, meint Foster, „und es ist nicht nur Gerechtigkeit für Frauen, sondern es ist Gerechtigkeit für mich als Frau“.

Nackte tote Männer, nicht Frauen

Die 1. Staffel von „True Detective“ begann mit einer toten, nackten Frau vor einem Baum kniend. Sie war an einen Ast gefesselt und trug ein Hirschgeweih am Kopf. Jetzt sind es nackte Männer, die wie eine groteske Statue im Eis erfroren sind. Die Beziehung zum Opfer ist eine ganz andere als in der 1. Staffel, erklärt Foster, weil es damals um männliche Ermittler ging, Matthew McConaughey und Woody Harrelson, um genau zu sein. „Das Opfer hätte ihre Schwester, ihre Frau oder ihre Mutter sein können“, sagt sie, „aber jetzt, wo es zwei Polizistinnen sind, wissen sie, dass sie es selbst sein könnten.“ (Red./APA)

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