Krieg im Gazastreifen

Mutter von Hamas-Opfer: UN-Mitarbeiter behandelte Leiche wie Trophäe

Ayelet Samerano, Mutter von Yonatan, der beim Hamas-Terrorangriff am 7. Oktober ums Leben gekommen ist, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Tel Aviv.
Ayelet Samerano, Mutter von Yonatan, der beim Hamas-Terrorangriff am 7. Oktober ums Leben gekommen ist, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Tel Aviv.Reuters / Dylan Martinez
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Erneut gibt es scharfe Kritik am Palästinenserhilfswerk UNRWA. Die Mutter eines getöteten Israeli wirft einem Mitarbeiter vor, die Leiche ihres Sohnes in einen Jeep gezerrt zu haben.

Neue schwere Vorwürfe gegen die UNO: Die Mutter eines bei den Hamas-Massakern am 7. Oktober getöteten jungen Israeli hat das UNO-Palästinenserhilfswerk UNRWA für die Verschleppung ihres Sohnes mitverantwortlich gemacht. „Wie kann die UNO diesen Mann bezahlen, der den schlanken Körper meines Sohnes über den Boden schleifte und ihn dann wie eine Trophäe nach Gaza brachte“, sagte Ayelet Samerano am Mittwochabend in Tel Aviv nach der Veröffentlichung eines Videos.

Darauf war zu sehen, wie die Leiche ihres 21-jährigen Sohnes Jonathan von einem mutmaßlichen UNRWA-Angestellten in einen weißen Jeep gezerrt wird. Jonathan Samerano aus Tel Aviv besuchte am 7. Oktober zusammen mit Freunden das Nova-Musikfestival, als Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas vom Gazastreifen aus nach Israel eindrangen, Militärposten überrannten und Kibbuze sowie die Techno-Party im Süden Israels überfielen. Der 21-Jährige entkam zwar dem Angriff der Islamisten auf das Festival in der Negev-Wüste, wurde aber im nahe gelegenen Kibbuz Beeri getötet.

UNRWA-Mitarbeiter bei Hamas-Kommandoeinheit

Nach Angaben der israelischen Regierung handelt es sich bei dem Mann, der auf dem Video mit Sameranos Leiche zu sehen ist, um einen Sozialarbeiter des UNRWA. Der Mann wurde demnach als Faisal Ali Mussalem al-Naami identifiziert. Neben seiner UNRWA-Tätigkeit war der 45-Jährige demnach auch Mitglied einer Hamas-Kommandoeinheit und „an der Entführung eines Soldaten aus Beeri beteiligt“. Zudem habe er am 7. Oktober „den Transfer von Waffen und Lastwagen“ koordiniert, erklärte die Regierung.

Bei einer Pressekonferenz des Forums der Familien der Geiseln und Vermissten forderte Ajelet Samerano die UNO auf, die Leiche ihres Sohnes unverzüglich herauszugeben. „Wie können Sozialarbeiter einer Organisation, die vorgibt, das Gute in der Welt zu fördern, etwas so Grausames und Unmenschliches tun?“, fragte die Mutter.

Ayelet Samerano mit dem Bild ihres Sohnes Yonatan.
Ayelet Samerano mit dem Bild ihres Sohnes Yonatan.Reuters / Dylan Martinez

Andere Palästinenser, denen eine Beteiligung an den Hamas-Massakern zur Last gelegt wird, sollen nach israelischen Behördenangaben Lehrer oder Mitarbeiter von UNRWA-geführten Schulen und Krankenhäusern sein.

Angehörige fordern Aufklärung

Im Namen der Angehörigen des Forums forderte die Leiterin von dessen Rechtsteam, Shelly Aviv Yeini, eine „umfassende und transparente“ Untersuchung der Vorwürfe. „Wir wollen die Zusicherung, dass der Grundsatz der Neutralität, der für den Auftrag der UNO so wichtig ist, nicht nur aufrechterhalten, sondern aktiv geschützt wird.“

Bereits Ende Jänner waren gegen das UNRWA schwere Vorwürfe bekannt geworden: Zwölf Mitarbeiter stehen im Verdacht, an dem Hamas-Angriff am 7. Oktober beteiligt gewesen zu sein. Als Reaktion auf die Vorwürfe setzten zahlreiche Staaten ihre Zahlungen an das Hilfswerk aus.

Zwölf UNRWA-Mitarbeiter entlassen, zwei Untersuchungen

Die UNO entließ die zwölf UNRWA-Mitarbeiter und leitete zwei separate Untersuchungen ein - eine zu den Vorwürfen der Zusammenarbeit mit der Hamas, eine weitere zur allgemeinen politischen Neutralität des UNRWA. Mitte Februar meldete die israelische Armee zudem die Entdeckung eines Hamas-Tunnels unter dem Hauptquartier des UNRWA in der Stadt Gaza.

Die radikalislamische Hamas tötete bei ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober nach israelischen Angaben etwa 1.140 Menschen und verschleppte rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen. 130 von ihnen sind demnach immer noch in der Gewalt der Hamas, allerdings sollen 30 von ihnen tot sein. Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor, erklärtes Ziel ist die Zerstörung der Hamas. (APA/AFP)

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