Literatur

Die Liebe fand er im Schützengraben

War als Sprachschüler in Chicago, als 1992 die Belagerung seiner Heimatstadt begann: Aleksandar Hemon.
War als Sprachschüler in Chicago, als 1992 die Belagerung seiner Heimatstadt begann: Aleksandar Hemon.Foto: Velibor Bozovic
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Aleksandar Hemon erzählt in seinem Roman von der verbotenen Liebe zwischen einem Juden und einem Moslem.

Wer meint, unsere Welt sei aus den Fugen geraten, kann im neuen Buch von Aleksander Hemon lernen, dass sie wohl nie in Ordnung war. Der Roman „Die Welt und alles, was sie enthält“ beginnt mit der Ermordung von Thronfolger Franz Ferdinand 1914, führt auf die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs, mitten in den Bürgerkrieg nach der russischen Revolution und schließlich nach Shanghai während der japanischen Invasion Chinas 1937. Inmitten dieser Orgie der Gewalt erleben die beiden Hauptfiguren eine Liebesgeschichte, wie sie der Apostel Paulus mit den Worten beschreibt: „Die Liebe hört niemals auf.“

Da ist Rafael Pinto, ein sephardischer Jude, der nach dem Medizinstudium in Wien brav dem Willen seines Vaters Avram gefolgt ist und in Sarajewo die Apotheke der Familie übernommen hat. Während er dem Opium, das er seinen Kunden verschreibt, selbst großzügig zuspricht, träumt er von jenen „seligen Wiener Jahren, als sein Yetzer Hara die Oberhand hatte“: Mit diesem Begriff aus der Thora, der „böser Trieb“ bedeutet, umschreibt er, dass er Männer liebt.

Von einem Schlachtfeld zum nächsten

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