Theaterkritik

Goethes „Iphigenie auf Tauris“: Diese Lichtgestalt glüht ganz von innen

Julia Windischbauer spielt Iphigenie mit einer auf kleinsten Raum komprimierten stillen Kraft, die sich zugleich förmlich in den (Publikums) raum auszubreiten scheint und das ganze Stück anhält – eine Großleistung.
Julia Windischbauer spielt Iphigenie mit einer auf kleinsten Raum komprimierten stillen Kraft, die sich zugleich förmlich in den (Publikums) raum auszubreiten scheint und das ganze Stück anhält – eine Großleistung.APA / BURGTHEATER / Marcella Ruiz Cruz
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Goethes „Iphigenie auf Tauris“ über das Licht der Humanität im Akademietheater: Ulrich Rasches Inszenierung schafft ein der strengen klassischen Form gemäßes rigides Korsett, in dem es nur umso dichter lodert.

Als roh und kriegslüstern beschrieben die Griechen die von ihnen so genannten Taurer, die vor den Skythen die heutige Krim besiedelte. Aus griechischer Sicht war das der Rand der Welt. Die Taurer hätten Menschen geopfert, erzählt der antike Mythos. Gegen die Familiengeschichte, die ein griechisches Geschwisterpaar diesem Mythos zufolge nach Tauris mitbringt, muten Menschenopfer freilich fast harmlos an: Verwandtenmorde quer Beet, an Kind, Gatte, Mutter. Das kommt von einem Fluch der Götter, deren Allwissenheit Stammvater Tantalos einst testen wollte, indem er ihnen seinen Sohn zum Essen vorsetzte. Ist dessen Nachfahrin Iphigenie, die sich nun auf Tauris als Priesterin wiederfindet, dazu verflucht, im Auftrag des dortigen Königs ihren Bruder Orest zu opfern?

»Das mythische Tauris ist die heutige Krim - gut, dass Rasche daraus kein billiges Kapital schlägt.«

Viele Regisseurinnen und Regisseure hätten sich wohl verlocken lassen, den Zufall, dass das mythische Tauris auf der Krim verortet wird, für Anspielungen auf den Ukraine-Krieg zu nutzen. Irgendwas lässt sich ja immer drechseln, da gibt es doch heute auch wieder Barbarei, da werden nicht nur „Brüdervölker“, wie es gern heißt, sondern tatsächlich Blutsverwandte ins gegenseitige Morden getrieben . . .

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