Neue Serie

„In Her Car“: Im Privattaxi durch den Krieg

Lydia fährt durch die Ukraine und hilft Menschen in Not.
Lydia fährt durch die Ukraine und hilft Menschen in Not.ZDFneo
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Die Handlung der ZDFneo-Serie setzt am 24. Februar 2022 ein, als Russland die Ukraine überfiel. Sie zeigt beeindruckend, wie Menschen weiterzuleben versuchen, auch wenn Krieg herrscht – ohne jemals anzuklagen.

Ehe man das erste Bild sieht – ein Auto, das mit geöffneten Türen vor Trümmern steht – hört man eine Frau verzweifelt den Namen ihrer vermissten Schwester rufen. Im Autoradio ist die Stimme der Sprecherin zu vernehmen: „Um fünf Uhr morgen hat Russland die Ukraine angegriffen“. Kurz darauf erscheint Hauptfigur Lydia vor ihrem Wagen, fassungslos blickt sie in den Himmel und folgt dem Flug einer russischen Rakete.

Die Handlung der von sieben öffentlich-rechtlichen TV-Sendern aus Europa (ohne ORF) produzierten Dramaserie „In Her Car“ setzt am 24. Februar 2022 ein, am ersten Tag des Krieges in der Ukraine. Eigentlich war Psychologin Lydia auf dem Weg von Kiew nach Charkiw, um ihre Scheidungspapiere einzureichen, doch von einem Moment auf den anderen ist das Leben ein anderes. „Ich wurde vom Krieg überrascht“, teilt Lydia in den Sozialen Medien mit. Sie hat einen Entschluss gefasst: Sie will sich in den Dienst von Landsleuten in Not stellen, indem sie diese mit ihrem Auto von A nach B bringt. „Ich habe einen Wagen, und ich kann euch hinfahren, wo immer ihr auch hin müsst“, lautet ihre Botschaft.

Wie kann man im Krieg weiterleben?

Regisseur Eugen Tunik hat „In Her Car“ unter herausfordernden Produktionsbedingungen während des Krieges gedreht – in Kiew und Umgebung. So konnten auch ukrainische Filmschaffende vor Ort unterstützt werden. Die fünfteilige Serie widmet sich den Menschen im Krieg. Dieser selbst ist aber nur ein – allerdings im Hintergrund immer präsenter – Nebendarsteller. Schlachtfelder, bis auf jene in den Menschen selbst, gibt es keine zu sehen. Es geht darum, was der Krieg mit den Menschen macht, die einfach nur versuchen, ihr Leben abseits der Front weiterzuführen. Denn das tun sie, auch weil ihnen gar keine andere Wahl bleibt.

Die große Stärke der Serie ist ihre unaufgeregte Erzählweise. Es gibt keine ideologischen Seitenhiebe gegen Russland, Lydias Mitfahrer und deren Schicksale stehen im Vordergrund. Die sind nicht immer sympathisch, manchmal seltsam und ihre Beweggründe sind zu Beginn der Fahrt oft unklar. In Rückblenden wird dann ihre Vergangenheit beleuchtet, Klarheit geschaffen. Weil die Serie ihre Figuren ernst nimmt, sich dieser annimmt, schafft sie es, zu berühren. Ängste, Ungewissheiten, aber auch Hoffnungen werden spürbar. Man muss die Hölle auf Erden nicht zeigen, um begreifbar zu machen, wie sie aussehen könnte.

Die TV-Serie „In Her Car“ ist am 27. Februar ab 23.05 Uhr in ZDFneo sehbar bzw. in der ZDF-Mediathek abrufbar.

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