Antisemitismusvorwürfe

Regisseur Abraham berichtet nach Eklat bei Berlinale von Morddrohungen

Der israelischer Regisseur Yuval Abraham und der palästinensiche Filmemacher Basel Adra bei der Berlinale-Gala am Samstag.
Der israelischer Regisseur Yuval Abraham und der palästinensiche Filmemacher Basel Adra bei der Berlinale-Gala am Samstag.APA / AFP / Tobias Schwarz
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Nach seiner umstrittenen Rede auf der Berlinale-Gala wird der israelische Filmemacher Yuval Abraham nach eigenen Angaben bedroht. Der deutsche Bundesjustizminister kündigt derweil strafrechtliche Konsequenzen gegen antisemitische Äußerungen an.

In einem eindringlichen Post auf der Plattform X berichtet der israelische Filmemacher Yuval Abraham von Morddrohungen gegen ihn. Er hat bei der Berlinale-Gala am Samstag eine umstrittene Rede gehalten, nachdem er zusammen mit dem palästinensischen Filmemacher Basel Adra für den Film „No Other Land“ ausgezeichnet worden ist. Ein Film über die Siedlungspolitik im Westjordanland. In seiner Dankesrede sprach Abraham unter anderem von einer Politik der Apartheid. 

In seinem Beitrag schildert er, wie er und enge Familienmitglieder deshalb von einem „rechtsgerichteter israelischer Mob“ aufgesucht und bedroht wurde. „Dies geschah, nachdem israelische Medien und deutsche Politiker meine Berlinale-Preisrede, in der ich die Gleichberechtigung von Israelis und Palästinensern, einen Waffenstillstand und ein Ende der Apartheid forderte, absurderweise als ,antisemitisch‘ bezeichneten“, schreibt Abraham auf X.

Dass ihm Antisemitismus vorgeworfen werde, sei „absurd“. Abraham zufolge werde der Begriff von Deutschen dazu missbraucht, „nicht nur um palästinensische Kritiker Israels zum Schweigen zu bringen, sondern auch um Israelis wie mich zum Schweigen zu bringen, die einen Waffenstillstand unterstützen, der das Töten in Gaza beendet und die Freilassung der israelischen Geiseln ermöglicht“. Es sei eine Entleerung des Wortes, die „Juden auf der ganzen Welt in Gefahr“ bringe.

Aufgrund seiner Familiengeschichte – seine Großmutter sei in einem Konzentrationslager in Libyen geboren worden, der größte Teil der Familie seines Großvaters im Holocaust von Deutschen ermordet worden – empfinde er es besonders empörend, „dass deutsche Politiker im Jahr 2024 die Dreistigkeit haben, diesen Begriff auf eine Weise gegen mich zu instrumentalisieren, die meine Familie gefährdet“.

Auch zeigte sich Abraham um das Leben seines palästinensischen Co-Direktors Adra besorgt, der unter „militärischer Besatzung und umgeben von gewalttätigen Siedlungen in Masafer Yatta lebt“. Adra sei in weitaus größerer Gefahr als er selbst. Er freue sich zwar, dass ihr gemeinsamer Film „No Other Land“ eine Debatte ausgelöst habe, auch scharfe Kritik an seiner Rede würde er durchaus hinnehmen können, „aber nicht diese Verteufelung“.

Deutscher Bundesjustizminister droht mit strafrechtlichen Konsequenzen

Neben Abraham hatten sich auch andere bei der Berlinale-Gala am Samstag zum Nahost-Konflikt geäußert. Jurymitglied Véréna Paravel trug einen Zettel mit der Aufschrift „Cease Fire Now“ („Waffenstillstand jetzt“) auf dem Rücken. Regisseur Ben Russell, der für seinen Dokumentarfilm „Direct Action“ ausgezeichnet wurde, forderte in seiner Dankesrede Waffenstillstand und das Ende des „Genozids“, dabei trug er ein Palästinensertuch. Wegen der einseitigen Stellungnahmen steht die Gala nun in der Kritik.

Der deutsche Bundesjustizminister Marco Buschmann hat gar mit strafrechtlichen Konsequenzen gedroht. Das Strafrecht sei gut aufgestellt, um antisemitische Äußerungen zu ahnden, sagte er. Die Verwendung der Parole „Free Palestine – From the River to the Sea“ könne etwa als Billigung der Morde verstanden werden, die bei den Angriffen der Hamas im Oktober 2023 in Israel verübt wurden. Der Slogan war dort aber nicht gefallen, sondern in einem Instagram-Beitrag der Berlinale. Dieser Kanal wurde nach Angaben der Veranstalter gehackt; die Posts seien sofort gelöscht worden und das Filmfestival habe Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Berlins Kultursenator Joe Chialo kündigte unterdessen eine neue Klausel gegen Diskriminierung an: „Es ist wichtig, eine juristische Regelung zu finden, die sicherstellt, dass Hass nicht aus Steuergeldern finanziert wird“. (red.)

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