Umfrage

Suche nach Gleichstellung in Firmen weiterhin vergeblich

Viele Maßnahmen sind nur wirksam, wenn sie von beiden Geschlechtern beansprucht werden.
Viele Maßnahmen sind nur wirksam, wenn sie von beiden Geschlechtern beansprucht werden.Fabry
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Frauen und Männer in Firmen gleichzustellen, sollte gang und gäbe sein. Doch wenn es um Chancengerechtigkeit und Einkommen geht, sind die Unterschiede nach wie vor groß.

Sie lassen noch zu Wünschen übrig, die Bemühungen der Führungskräfte, Gleichstellungsmaßnahmen in den Unternehmenszielen zu verankern oder umzusetzen. In mehr als der Hälfte (53 Prozent) der Firmen, die von Deloitte anlässlich des Weltfrauentag am 08. März befragt wurden, wurden diese Schritte noch nicht eingeleitet. So das Ergebnis unter 250 Führungskräften sowie 500 Angestellten.

„Die Gleichstellung gewinnt in den Unternehmen zwar an Bedeutung, im Jahr 2024 sollten wir aber schon viel weiter sein und das Tempo ist zu langsam“, betont Elisa Aichinger, Partnerin bei Deloitte Österreich. „Vor allem kleine Betriebe haben – auch aufgrund fehlender personeller Ressourcen – oft nur wenige Schritte gesetzt. Dabei könnten gerade KMU stark von einem höheren Frauenanteil profitieren und damit beispielsweise dem Arbeitskräftemangel entgegenwirken.“

Wirksame Maßnahmen für mehr Gleichstellung wären aus Sicht der Angestellten die flexible Gestaltung von Arbeitszeit und -ort, Angebote zur Kinderbetreuung sowie eine grundsätzliche Veränderung der Unternehmenskultur.

Beide Geschlechter sollten Chancen beanspruchen

Die Möglichkeit, flexibel und ortsunabhängig zu arbeiten, besteht indes bereits in 87 Prozent der Unternehmen. Auch Führung in Teilzeit und Job Sharing werden von fast der Hälfte angeboten. Doch diese Maßnahmen seien nur dann wirksam, wenn sie von beiden Geschlechtern in Anspruch genommen werden. „Solange weiterhin hauptsächlich Frauen Führungspositionen in Teilzeit annehmen, verteilen sich unbezahlte Kinderbetreuung und Erwerbseinkommen nicht ausgewogen auf die Geschlechter. Damit werden bestehende Ungleichheiten weiter einzementiert“, so Aichinger.

Doch Frauen sind in den obersten Führungsebenen weiterhin unterrepräsentiert. Immerhin jedes zweite Unternehmen plane, dies in den kommenden Jahren zu ändern. Gleichzeitig klagen aber 13 Prozent über einen Mangel an qualifizierten Frauen für die Besetzung von Spitzenpositionen. „Wenn man bedenkt, dass schon seit Jahren mehr Frauen als Männer Universitätsabschlüsse erlangen, ist das verwunderlich. Diese Diskrepanz gilt es beim Einstellen neuer Führungskräfte vor allem seitens der Personalverantwortlichen genau zu hinterfragen“, ergänzt Elisabeth Hornberger, Diversity-Expertin bei Deloitte Österreich.

Verantwortung aufzeigen

Bei der Frage, wer die Verantwortung für eine gleichberechtigtere Arbeitswelt trägt, gehen die Meinungen der Geschlechter auseinander. Für die Männer sei vorrangig das individuelle Handeln (36 Prozent) entscheidend, die Frauen sehen eher Politik (35 Prozent) und Unternehmen (42 Prozent) in der Verantwortung.

Messbar ist die Ungleichheit jedenfalls am Gehalt. Laut Umfrage liegt die Lohnlücke – neben konservativen Rollenbildern oder dem Ausfallsrisiko durch Schwangerschaft und Kinderbetreuung – auch in der bevorzugten Jobwahl begründet. Insbesondere in gut bezahlten technischen Berufen seien Frauen die Ausnahme. Die männlichen Studienteilnehmer machen dafür primär fehlendes Interesse und zu wenige Absolventinnen verantwortlich. Frauen sehen indes fehlende Vorbilder, konservative Rollenbilder und Vorurteile seitens der Führungsebene als Hürden.

„Frauen werden durch schlechte Rahmenbedingungen und verstaubte Rollenbilder viele Steine in den Weg gelegt. Das gilt es dringend zu ändern – auch um beispielsweise mehr Frauen in technische Berufe zu bringen“, resümiert Aichinger. „Künftig braucht es dafür zum einen sichtbare weibliche Role Models und zum anderen die Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Nur so können alte Muster endlich aufgebrochen werden.“ (ere)

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