Italien

Mailand: Fackelzug für Aktivistin, die in Ungarn Neonazi verletzt haben soll

Die rund 100 Demonstranten versammelten sich vor dem Eingang der Universität und skandierten Slogans für die Freilassung der seit über einem Jahr inhaftierten Mailänder Lehrerin. 
Die rund 100 Demonstranten versammelten sich vor dem Eingang der Universität und skandierten Slogans für die Freilassung der seit über einem Jahr inhaftierten Mailänder Lehrerin. Reuters / Ciro De Luca
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Gegen die seit mehr als einem Jahr inhaftierte Lehrerin läuft in Budapest ein Verfahren, da sie Rechtsextreme angegriffen haben soll. Italiens Premierministerin und Außenminister wollen die Freilassung erwirken.

Im Zentrum von Mailand ist es am Mittwochabend zu einem Fackelzug für die Freilassung der in Budapest inhaftierten Aktivistin Ilaria Salis gekommen. Die rund 100 Demonstranten versammelten sich vor dem Eingang der Universität und skandierten Slogans für die Freilassung der seit über einem Jahr inhaftierten Mailänder Lehrerin. Sie steht in Budapest vor Gericht, weil sie einen Neonazi verletzt haben soll.

Unter den Teilnehmern der Demonstration befand sich auch der Vater der Inhaftierten. Er äußerte die Hoffnung, dass die Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni Druck auf Ungarn für die Freilassung seiner Tochter machen werde, berichteten italienische Medien. „Wir demonstrieren heute, um Ilaria nach Hause zu bringen“, sagte einer der jungen Organisatoren über das Megafon bei dem Fackelzug.

Salis will unter Hausarrest gestellt werden

Ilaria Salis drängt darauf, unter Hausarrest gestellt zu werden. Sie hoffe, dass man ihr eine Unterkunft in Budapest vermittle, damit sie von den Justizbehörden Hausarrest bekommen könne, berichtete Paolo Ciani, Parlamentarier in der Abgeordnetenkammer in Rom, der Salis im Budapester Gefängnis kürzlich besucht hat. Danach werde sie die Auslieferung nach Italien beantragen. Es bestünde keine Fluchtgefahr, denn sie habe in Italien eine Familie und eine Arbeit, argumentiere die Lehrerin. Die nächste Gerichtsverhandlung ist für den 24. Mai angesetzt.

Der italienische Außenminister Antonio Tajani hatte in den vergangenen Tagen diplomatische Initiativen bei seinem ungarischen Amtskollegen Peter Szijjártó unternommen. Tajani forderte von der Regierung in Budapest, die 39-jährige Lehrerin ausreisen zu lassen. Zudem ließ er den ungarischen Botschafter in Rom einbestellen.

Hand- und Fußketten sorgten in Italien für Aufruhr

Gegen die Mailänderin und ein mitangeklagtes deutsches Paar hatte im Jänner in Budapest ein Prozess begonnen, bei dem sie in Hand- und Fußketten in den Gerichtssaal gebracht wurde. Dies hatte in Italien für Aufsehen gesorgt. Der Frau drohen bis zu elf Jahre Haft. Ihr Vater hatte mehrmals über unmenschliche Bedingungen berichtet, in denen seine Tochter in einem Gefängnis in Budapest festgehalten werde. Ein mitangeklagter Deutscher hatte sich schuldig bekannt und wurde am Montag in erster Instanz zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Die Lehrerin und die mitangeklagte Deutsche bekannten sich nicht schuldig.

Die italienische Lehrerin bezeichnet sich selbst als Antifaschistin. Ihr wird zur Last gelegt, mit anderen Beteiligten aus der linken Szene im Februar vergangenen Jahres eine Gruppe von Rechtsextremen angegriffen zu haben, die an eine Aktion der Waffen-SS und ungarischer Soldaten im Jahr 1945 erinnern wollten. Dabei wurden nach Angaben der Behörden neun Menschen verletzt, sechs davon schwer. Das deutsche Paar soll der Gruppierung „Hammerbande“ rund um die deutsche Linksextremistin Lina E. angehören, die sich zum Ziel gesetzt hat, mutmaßliche Neonazis und Rechtsextremisten tätlich anzugreifen und ihnen schwere bis lebensgefährliche Verletzungen zuzufügen. (APA)

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