#MeToo-Roman

Sarah Gilmartin: Es war doch nur Neckerei!

Sarah Gilmartin, Journalistin und Autorin, sorgte schon mit ihrem Debütroman „Dinner Party“ für Aufregung.
Sarah Gilmartin, Journalistin und Autorin, sorgte schon mit ihrem Debütroman „Dinner Party“ für Aufregung. Seamus Travers
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Drei Erzählstimmen, ein vermeintliches Vorkommnis: Sarah Gilmartins Roman erschüttert und regt zum Nachdenken an.

Als ewige Party kann man sich Hannahs Arbeit als Kellnerin im angesagtesten Restaurant Dublins vorstellen. Nach der Sperrstunde verwandelt sich das Lokal in eine wilde Disco, angefangen bei „Feierabenddrinks“. Wie in einer Familie fühlt sich Hannah, gut aufgehoben, angekommen. Bis irgendetwas aus dem Ruder läuft und der Umgangston im Restaurant in etwas umschlägt, das nicht sein darf. Grenzen werden überschritten. Aber das will sie nicht wahrhaben.

Jahre später trifft Hannah eine ehemalige Kollegin, die sie zur Aussage bewegen will. Daniel, der charismatische Koch und Restaurantinhaber, steht vor Gericht, weil ihn eine andere Kellnerin angezeigt hat: wegen Vergewaltigung. Da erscheint Hannahs Erinnerung an die Partys ganz anders – viel düsterer.

Dann kommt Daniel zu Wort, kurz vor Prozessbeginn. Auf eine glorreiche Zeit blickt er zurück, sinniert über die jungen Frauen, die sich ihm angebiedert, keinen Scherz verstanden haben. Er weiß nicht, was diese Kellnerin will. Eine Hexenjagd ist das, seine Familie traut sich kaum mehr aus dem Haus. Zuletzt erzählt Daniels Frau, Julie. Sie glaubt, diese Frauen übertreiben, wollen sich wichtigmachen. Bis sie vor Gericht genauer hinhört.

Sie sagt, er sagt: Und was stimmt? Langsam zieht Sarah Gilmartin die Spannungsschraube an, ihre Sprache ist eindringlich, die Perspektiven werden ausgelotet, ein Urteil wird immer schwieriger. Fesselnd und verstörend!

Sarah Gilmartin: „Service“, übersetzt von Anna-Christin Kramer, Verlag Kein & Aber, 322 Seiten, 25,50 Euro
Sarah Gilmartin: „Service“, übersetzt von Anna-Christin Kramer, Verlag Kein & Aber, 322 Seiten, 25,50 Euro

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