Reportage

Das letzte Geleit: Tausende rufen „Na-wal-ny!“ und „Nein zum Krieg!“

Trauernde vor der Kirche.
Trauernde vor der Kirche.Reuters / Stringer
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Trotz des Großaufgebots der Polizei sind in Moskau Tausende Menschen zusammengekommen, um dem in Haft ums Leben gekommenen russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny ihr letztes Geleit zu geben. Es ist auch ein politischer Abschied.

Als der schwarze Leichenwagen mit dem Sarg von Alexej Nawalny die Kircheneinfahrt passiert, klatscht die Menge. „Na-wal-ny, Na-wal-ny, Na-wal-ny“, rufen Tausende von Frauen und Männern, die an diesem Tag zur Kirche der Gottesmutter-Ikone „Lindere mein Leid“ in den Südosten Moskaus geradezu gepilgert sind. Sie wollen sich von ihrem Idol, der symbolgewordenen Hoffnung für Veränderungen in Russland, verabschieden. Sie sind aus Nowosibirsk hierhergefahren, aus Saratow, aus Sankt Petersburg. Sie halten Nelken in der Hand und Rosen und Astern. „Alexej, wir vergessen dich nie“, rufen sie immer wieder. Manche haben Tränen in den Augen. Dicht an dicht stehen sie im Kirchenvorhof und an in den Straßen nebenan, sie klettern auf die Schneehügel und schwenken mit ihren Blumen. „Danke, Alexej!“

Die Behörden haben ihr Einschüchterungspotenzial derweil hochgefahren. An den Straßen entlang stehen alle fünf bis zehn Meter Männer der Nationalgarde und der Spezialpolizei Omon, Polizisten patrouillieren an den Metroausgängen und an Brückenzugängen, Sicherheitskräfte in Zivil filmen, in den Parks sitzen Polizisten hoch zu Ross. Die Mobilfunkverbindungen sind gestört, das Internet funktioniert nicht. Immer wieder brüllen Polizisten, die Menschen sollten die Wege nicht blockieren. Doch die Menschen, jung wie alt, schreckt das alles nicht. „Wir vergessen dich nie! Wir werden nicht aufgeben!“, rufen sie.

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