Leitartikel

Für einen freiwilligen Rückzug Joe Bidens wäre es noch nicht zu spät

Joe Biden und Gretchen Whitmer, Gouverneurin von Michigan und mögliche Biden-Alternative.
Joe Biden und Gretchen Whitmer, Gouverneurin von Michigan und mögliche Biden-Alternative.Reuters / Kevin Lamarque
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Mit dem Amtsinhaber droht den Demokraten eine Wahlschlappe im Herbst. Es gäbe Alternativen zu dem 81-Jährigen, doch der Partei fehlt der Mut.

Am Vorabend des Super Tuesday in den USA trat auf einmal Kamala ­Harris in Erscheinung. Die Vizepräsidentin, die bisher eine zeremonielle Rolle gespielt hatte, sollte in Washington Benny Gantz treffen und dabei dem Mitglied des israelischen Kriegskabinetts ins Gewissen reden. Das Biden-Team dürfte das Warnsignal aus Michigan verstanden haben, als der linke Flügel der Demokraten den Präsidenten bei den Vorwahlen wegen seiner Nahost-Politik mit einem Wahlboykott abstrafte. Biden verschärfte seither den Ton gegenüber Benjamin Netanjahu deutlich, und Harris forderte jetzt sogar eine sofortige Waffenruhe.

Steckt dahinter ein Strategiewechsel der Biden-Kampagne, die Kamala Harris nun stärker in den Vordergrund rückt? Dabei gilt die 59-jährige Ex-Staatsanwältin aus dem linksliberalen Biotop von San Francisco, eine Staatsanwältin mit indisch-karibischen Wurzeln, als noch unpopulärer als Biden – und als Reiz- und Hassfigur für die Trumpisten. Biden hat sie auch mit dem Kalkül als Stellvertreterin auserkoren, sie als seine Nachfolgerin aufzubauen. Nun soll sie im Team mit Außenminister Antony Blinken oder Finanzministerin Janet Yellen die Schwächen des Präsidenten, die immer öfter und offener zutage treten, kompensieren. Als brillante Wahlkämpferin ist Harris bis dato nicht hervorgetreten. Doch die Demokraten hoffen, mit der Verfechterin der vom Obersten Gerichtshof gekippten Abtreibungsregelung bei Frauen zu punkten.

Amtszeit ohne Skandale und große Fehler

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