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Präsident sprach Machtwort: Israel überarbeitet Song-Contest-Beitrag

Die 20-jährige Eden Golan wird für Israel antreten. Mit welchem Lied, ist nun wieder offen.
Die 20-jährige Eden Golan wird für Israel antreten. Mit welchem Lied, ist nun wieder offen. Reuters / Stringer
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Israel wollte beim Song Contest mit „October Rain“ antreten, dessen Text sich auf das Massaker der Hamas bezieht. „Zu politisch“, bemängelten die Veranstalter. Nun schaltete sich der israelische Präsident Isaac Herzog ein.

Dass sich Präsidenten eines Teilnehmerlandes in eine Debatte beim Song Contest einschalten, passiert nicht allzu oft. Israels Präsident Isaac Herzog hat das nun getan: Er hat den öffentlich-rechtlichen Sender Kan dazu aufgefordert, die „notwendigen Anpassungen“ am Beitrag von Sängerin Eden Golan vorzunehmen, um die Teilnahme an der Veranstaltung sicherzustellen. Das gab Kan selbst bekannt. Demnach habe Herzog betont, dass Israel „gerade in einer Zeit“ seine Stimme „laut und deutlich in jedem Weltforum erheben“ müsse, „in der diejenigen, die uns hassen, versuchen, den Staat Israel zu unterdrücken und zu boykottieren“.

Dem Sender zufolge sollen sich die Texter des erstplatzierten Liedes „October Rain“ und jene des zweitplatzierten Songs „Dance Forever“ in Verbindung setzen und die Texte unter Wahrung ihrer künstlerischen Freiheit neu schreiben. Kan werde nun unter den neuen vorgeschlagenen Texten „den Song auswählen, der dem Eurovisions-Kontrollkomitee“ zur Zulassung zu dem Wettbewerb vorgelegt werde. Das ausgewählte Lied werde am kommenden Sonntag, dem 10. März, bekannt gegeben. Gesungen wird das Lied dann von der 20-jährigen Golan.

Herzog hat damit ein Machtwort in einem Kampf gesprochen, bei dem Kan zuerst nicht klein beigeben wollte. Denn der Sender hielt lange am Text von „October Rain“ fest, der sich israelischen Medienberichten zufolge recht deutlich auf die Opfer des Hamas-Angriffs auf Israel vom 7. Oktober bezieht. Obwohl die European Broadcasting Union (EBU), die den Bewerb veranstaltet, den Beitrag als „zu politisch“ einstufte und mit Ausschluss Israels am Contest drohte.

Israel wollte Text nicht ändern

Noch Ende Februar hatte Kan erklärt, der Sender habe „nicht die Absicht, das Lied zu ersetzen“, sei aber mit der EBU „im Gespräch“. Die EBU ließ ihrerseits verlauten, dass sie „derzeit den Text prüft“. „Wenn ein Lied aus irgendeinem Grund als inakzeptabel eingestuft wird, haben die Sender die Möglichkeit, gemäß den Regeln des Wettbewerbs ein neues Lied oder einen neuen Text einzureichen“, heißt in den EBU-Statuten zum ESC.

Die EBU hatte zudem Forderungen stets zurückgewiesen, Israel wegen des Kriegs im Gazastreifen vom diesjährigen Wettbewerb auszuschließen. Zur Begründung hieß es, beim ESC träten keine Regierungen gegeneinander an, sondern öffentlich-rechtliche Rundfunksender als Mitglieder der EBU.

Der Song Contest und die Politik

Die ESC-Teilnahme und die Ausrichtung der Veranstaltung sind immer wieder umstritten. In der Vergangenheit wurden Beträge trotz klarer politischer Aussagen für den ESC zugelassen, darunter das ukrainische Lied „1944“ der ESC-Gewinnerin Jamala 2016, das sich auf die Deportation der Krim-Tataren bezieht, sowie der Song der isländischen Band Hatari 2019, die bei ihrem Auftritt offen Bezug zum Nahost-Konflikt nahm.

Israel beim ESC

Mit vier Siegen und zahlreichen vorderen Platzierungen gehört Israel zu den erfolgreichsten Teilnehmern der Musikshow. 1973 nahm Israel erstmals am ESC teil. 1998 gewann die transsexuelle Dana International mit ihrem Song „Diva“ den Wettbewerb, zuletzt holte die Israelin Netta mit dem feministischen Song „Toy“ den ESC-Sieg nach Israel.

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