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Alle Streamingdienste gleich schlimm? Warum Neil Young zurück auf Spotify ist

Neil Young gibt seinen Protest gegen Spotify auf.
Neil Young gibt seinen Protest gegen Spotify auf.APA / AFP / Suzanne Cordeiro
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Aus Protest gegen den Podcaster Joe Rogan hatte Neil Young 2022 seine Musik von Spotify abgezogen. Heute seien dieselben Desinformationen auch auf Apple und Amazon zu finden, argumentierte er seine Rückkehr.

Neil Young kehrt zu Spotify zurück: Über zwei Jahre lang waren die Lieder des kanadischen Musikers auf dem Streamingdienst nicht verfügbar. Er selbst hatte sie Anfang 2022 entfernen lassen – aus Protest gegen Joe Rogan, der damals einen exklusiven Podcast auf Spotify betrieb. Mit einigen Aussagen in diesem Podcast zum Thema Corona zog Rogan damals heftige Kritik auf sich. In einem offenen Brief wandten sich gar 270 Ärzte und Gesundheitsexperten an Spotify und beklagten, dass Rogan Desinformationen verbreite, eine Anti-Impf-Stimmung schüre und haltlose Verschwörungstheorien unterstütze.

Neil Young beschrieb Spotify infolge als einen „Ort der lebensbedrohlichen Corona-Desinformationen“. Der Streamingdienst verkaufe Lügen für Geld, so Young: „Sie können Rogan oder Young haben. Nicht beide.“ Daraufhin zog er seine Musik ab. Spotify bedauerte seine Entscheidung. Spotify-Chef Daniel Ek verurteilte Aussagen von Rogan (dem auch Rassismus vorgeworfen wurde), schrieb aber auch an seine Mitarbeiter: „Ich glaube nicht, dass die Antwort sein kann, Joe zum Schweigen zu bringen.“ Rogan entschuldigte sich wenig später für seine Aussagen bezüglich Covid. Auch er mache Fehler, sagte er sinngemäß.

„Ich kann Apple und Amazon nicht einfach verlassen“

„The Joe Rogan Experience“ gehört weiterhin zu den erfolgreichsten Podcasts, 2023 war er zum vierten Mal in Folge der meistgehörte auf Spotify. Nun ist er aber nicht mehr exklusiv dort zu hören: Im Februar 2024 unterzeichneten der Streamingdienst und Rogan einen neuen 250-Millionen-Dollar-Vertrag. Zum Deal gehört, dass der Podcast auch auf Apple, Amazon und YouTube zu hören ist.

Damit hat nun offenbar auch Neil Young seine Meinung geändert: Er begründet seine Entscheidung in einem Eintrag auf seiner Webseite damit, dass Apple und Amazon begonnen hätten, „die selben Desinformation verbreitenden Podcast-Inhalte“ zu verbreiten, die er zuvor bei Spotify kritisiert hatte. Gänzlich von der Streamingwelt abwenden könne er sich nicht: „Ich kann Apple und Amazon nicht einfach verlassen, wie ich Spotify verlassen habe, denn dann würde meine Musik nur noch sehr wenige Musikliebhaber via Streaming erreichen.“

Seitenhieb auf Musikqualität

Wann genau seine Rückkehr erfolgt, ließ er offen. Am Mittwochnachmittag waren Neil Youngs Alben noch nicht auf Spotify zugänglich. Der 78-Jährige nutzte sein Statement auch, um seinen Unmut über die Audioqualität des Streamingdienstes kundzutun. Er bezeichnet Spotify als den „Nummer eins Streamingdienst für Lo-Res-Musik auf der Welt“ und verkündete: „Spotify, wo du weniger Qualität bekommst, als wir produziert haben, wird wieder Heimat meiner Musik sein.“ Er hoffe, dass sich die Sound-Qualität auf Spotify bessere und „die Leute die Musik so hören und fühlen können, wie wir sie gemacht haben.“

Aus Solidarität mit ihrem langjährigen Freund Neil Young hatte 2022 übrigens auch Joni Mitchell ihre Musik von Spotify abgezogen. Bis heute sind auf dem Streamingdienst nur Live-Alben von ihr verfügbar. (kanu)

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