Daniel Finkelstein setzt mit einem großartigen Buch seinen Eltern, die Nationalsozialismus und Stalinismus überlebten, ein Denkmal.
Seit vielen Jahren erfreut der britische Journalist Daniel Finkelstein die Öffentlichkeit mit geistreichen Betrachtungen und Kommentaren zum Zeitgeschehen. Die Coronapandemie hat der ehemalige Chefredakteur der Londoner „Times“ genützt, um seinen Eltern in einem großartigen Buch ein Denkmal zu setzen: „Es erzählt, wie die gewaltigen Kräfte der Geschichte als Tsunami über das Leben zweier glücklicher Familien hereinbrachen“, schreibt er.
Die jüdische Familie seiner Mutter stammte aus Berlin, deren Vater, Alfred Wiener, bald nach dem Ersten Weltkrieg als einer der Ersten die Gefahr des aufkommenden Nationalsozialismus erkennt. Schon 1919 veröffentlicht er eine Schrift mit dem gespenstisch prophetischen Titel „Vor neuen Pogromen?“. Er legt das erste Archiv über die Nazis an, das zum Grundstock der heute weltbekannten Wiener Library werden sollte.