Mein Montag

Speisen, die man so in keinem Kochbuch findet

Was auf den Tisch kommt, hat gelegentlich Namen, die nur einem sehr kleinen Kreis geläufig sind.
Was auf den Tisch kommt, hat gelegentlich Namen, die nur einem sehr kleinen Kreis geläufig sind.Clemens Fabry
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Können Sie etwas mit Risibisiwu anfangen? Und wissen Sie, was Tupferlerdäpfel sind?

Bei vielen Speisen muss man nicht nachfragen, was sich dahinter verbirgt. Doch es gibt auch solche, die nur einem kleinen Kreis bekannt sind, die es vielleicht nicht einmal über den Familienkreis hinaus geschafft haben. Unter Risibisi oder Risipisi kann man sich etwas vorstellen – das ist eine Kreation aus den italienischen Wörtern für Reis (Riso) und Erbsen (Pisello), aber bei Risibisiwu erntet man fragende Blicke. Nun, das kommt dabei heraus, wenn der Vater den Kindern zu Reis und Erbsen noch ein paar Stücke Wurst (also wu) hineinschneidet. Und ja, die Kinder johlten ob dieser kreativen Benennung.

Ganz ähnlich die im engsten Familienkreis weltberühmten Franserlpalatschinken: Wenn zu wenig Teig in der Pfanne ist und die Ränder der Palatschinke ausfransen, kann man ja auch einfach sagen, dass es Absicht war. Franse leitet sich übrigens über das altfranzösische „fringe“ vom lateinischen „fimbria“ ab, was so viel wie „Quaste“ bedeutet – oder eben „Franse“.

Und dann hat es auch noch das Tupferl in ein sehr altes Familienrezept geschafft. Der Begriff, abgeleitet wohl vom althochdeutschen „topho“, also leichter Stoß, bezeichnet eine Kleinigkeit – als Tüpferl setzt man es auch auf das i. Jenes Tupferl gab es zu einer Zeit, als Schnitzel noch in Schmalz gebacken wurden. Da blieb natürlich auch einiges an Bröseln im Fett. Wenn man das flüssige Schmalz nachher ausleerte, achtete man darauf, dass die Brösel in der Pfanne blieben. Schließlich kamen gekochte Erdäpfel dazu, die mit einem Stampfer zerkleinert wurden. Die Brösel, die mit der Kartoffelmasse vermengt wurden, wirkten dann wie Tupferln. Voilà, die Tupferlerdäpfel waren geboren.

Zugegeben, so kocht man heute kaum mehr. Und Tupferlerdäpfel haben nur mehr ihren Platz in der Erinnerung. Als Speise, die man so wohl in keinem Kochbuch findet – zumindest nicht unter diesem Namen.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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