Nachruf

Ein Bohemien beim Heurigen: Christian Qualtinger ist tot

Christian Qualtinger (1958-2024), hier bei einem Auftritt mit dem Ensemble „Zur eisernen Zeit“.
Christian Qualtinger (1958-2024), hier bei einem Auftritt mit dem Ensemble „Zur eisernen Zeit“.Werner Maresch
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Er war ein charmant widersetzliches Wiener Original. Nun ist der Sohn Helmut Qualtingers mit 66 gestorben.

Er war ein Kind des Sieveringer Gemeindebaus Daringerhof, der später nach seinem Vater in Helmut-Qualtinger-Hof umbenannt wurde, dort lebte er bis zuletzt: Christian Heimito Qualtinger, mit 16 erstmals aus dem bürgerlichen Leben in Form des Gymnasiums in der Billrothstraße ausgerissen, studierte an der Akademie der bildenden Künste bei Arnulf Rainer. Seine gern grotesken Bilder und Zeichnungen wurden mehrfach ausgestellt. 2014 veröffentlichte er gemeinsam mit Reinhard Trinkler eine Comic-Version des „Herrn Karl“, 2016 folgte eine Graphic Novel über das Leben der Kaiserin Sisi.

Von Jugend an sang er in Rockbands, später mit dem – nach einem Gasthaus am Naschmarkt benannten – Ensemble „Zur eisernen Zeit“ alte und neue Wienerlieder. Sein Timbre und Gesangsduktus erinnerten an seinen Vater, doch dazu kam der skurrile Hipster-Schmäh der Döblinger Seventies-Bohème zwischen Grinzinger Heurigen und Gras im Strauß-Lanner-Park. Auf dem stilvoll bei Preiser Records erschienenen Album schilderte er eine „Volksliedüberlebensraststätte“, die „ewige Jazzjugend“ und sein eigenes „Heiligenstädter Testament“.

Natürlich sang er auch mit Nachdruck „Das Glück is a Vogerl“. Nun ist dieser charmant widersetzliche, vielseitig begabte, oft gnadenlos (selbst-)ironische Mann, der so gern durch den Wienerwald streifte, im Alter von 66 Jahren plötzlich an Herz-Kreislauf-Versagen gestorben. Er hinterlässt zwei Töchter. (tk)

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