Alkohol und Gesellschaft

Ist das „b’soffene“ Betragen kulturell erlernt?

Ist Betrunkenheit im Westen ein „kultureller Freifahrtschein“? Gäste im japanischen Spa Hakone Yunessun (wo man in Wein baden kann).
Ist Betrunkenheit im Westen ein „kultureller Freifahrtschein“? Gäste im japanischen Spa Hakone Yunessun (wo man in Wein baden kann).APA
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Das Verhalten im Rausch sei zu großen Teilen gesellschaftlich geprägt, die „Enthemmung“ ein sehr europäisches Produkt, argumentierten US-Ethnologen schon vor einem halben Jahrhundert: eine Wiederentdeckung.

Alkohol verändert die Menschen, einiges daran ist biologisch recht zwangsläufig: die Verschlechterung des Gleichgewichtssinns etwa, der Motorik. Aber wie steht es mit anderen Verhaltensweisen, etwa der psychischen Enthemmung? Dass Menschen Opfer ihrer Triebe werden, soziale Grenzen überschreiten, aggressiv werden oder auch in rührseligen „Seelenstriptease“ verfallen?

Da ist die Sache längst nicht mehr so klar, denn welche Grenzen überschritten werden, ist offenbar stark kulturell geprägt, zeigt das wieder entdeckte Buch „Betrunkenes Betragen“ der US-amerikanischen Ethnologen Craig MacAndrew und Robert B. Edgerton. Es gründet auf unzähligen ethnologischen Beobachtungen in aller Welt. In den USA bereits vor mehr als einem halben Jahrhundert erschienen, fand es nie in den deutschsprachigen Raum. Doch der deutsche Autor und Psychiater Jakob Hein bekam vor ein paar Jahren ein Exemplar von „Drunken Comportment“ in die Hände, las es anfangs skeptisch, dann zunehmend begeistert und beschloss, es für den Galiani-Verlag zu übersetzen, denn: „Die interessanten Erkenntnisse dieses Buches sind bis heute nicht Teil des allgemeinen oder auch nur des wissenschaftlichen Verständnisses der Wirkung von Alkohol auf unser Verhalten geworden.“

Volltrunken und dennoch nie aggressiv

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