Zeitreise

Paul Zsolnay, ein Verleger aus Österreich

Freund der Bücher und Autoren: Verleger Paul Zsolnay (1895–1961).
Freund der Bücher und Autoren: Verleger Paul Zsolnay (1895–1961).Ullstein Bild/Getty Images
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Über weite Strecken deckt sich die Geschichte der österreichischen Literatur mit der des Zsolnay-Verlags. Heuer feiert er seinen 100. Geburtstag. 

Franz Kafka kam im Frühjahr 1924 als todkranker Patient in das Privatsanatorium Kierling bei Klosterneuburg. „Kann nichts geschehen, diesen seltenen Menschen zu retten?“, schrieb damals Franz Werfel und sandte ihm „mit tausend Wünschen zu baldiger Genesung“ einen Strauß roter Rosen und seinen soeben erschienenen Roman über Giuseppe Verdi. Kafka, hungrig nach Lektüre, las nun, langsam zwar, aber regelmäßig, nichts anderes als dieses Buch, bis zu seinem Tod am 3. Juni 1924. Werfels Roman war seine letzte Lektüre. Es war zugleich das erste Buch in der Geschichte eines Verlags, der 2024 auf hundert Jahre zurückblicken kann, Jahre mit Brüchen und Kontinuitäten, mit vielen hellen und manchen finsteren Zeiten. Es ist das Schicksal Österreichs, das sich in ihm widerspiegelt. Über weite Strecken deckt sich mit ihm, dem Zsolnay-Verlag, die Geschichte der österreichischen Literatur. Bis heute.  

Nicht alltäglich war, dass die Initiative zur Gründung eines Verlags von Vertretern der Literaturszene selbst ausging. Es war die Unzufriedenheit mit ihrer materiellen Lage, das Gefühl der existenziellen Unsicherheit, das die Vertreter der schreibenden Zunft umtrieb. Die Schuld wurde oft den knausrigen Verlegern zugeschoben, auch um 1900, als Österreichs Autoren bei der Verlagssuche auf das benachbarte Deutschland angewiesen waren. Die Werke von „Jung-Wien“ erschienen in Berlin, einer der banalen Gründe, warum österreichische Literatur nicht als solche wahrgenommen wurde.

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