Diplomatie

Botschaftsrat als Spion? Medienbericht über Identität unerwünschter russischer Diplomaten

Archivbild der russischen Botschaft in Wien.
Archivbild der russischen Botschaft in Wien.Imago/Dmitry Valeyev
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Das russische Exil-Medium „The Insider“ berichtet, dass eine der „ersten Geigen“ an der russischen Botschaft in Wien unter den jenen Diplomaten sei, die Österreich zu unerwünschten Personen erklärt hat.

Das russische Exilmedium „The Insider“ hat am Freitagabend einen mutmaßlichen Offizier des Militärgeheimdiensts GRU sowie einen mutmaßlichen Vertreter des Auslandsgeheimdiensts SWR als jene zwei russische Diplomaten bezeichnet, die Österreich Anfang der Woche zu unerwünschten Personen erklärt hat. Der Spionageexperte und Autor des Beitrags, Sergej Kanew, verwies dabei auf eine anonyme Quelle im Außenministerium in Moskau. Eine offizielle Bestätigung liegt jedoch nicht vor.

Konkret nannte die auf Investigativjournalismus spezialisierte Internetseite den seit 2020 als Botschaftsrat an der russischen Botschaft in Wien akkreditierten Jewgeni A. sowie Aleksandr G., der in öffentlichen Listen seit 2021 als „Erster Botschaftssekretär“ aufscheint. Gegenüber der Austria Presse Agentur wollten weder die russische Botschaft noch das österreichische Außenministerium diese Angaben bestätigen oder dementieren. „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns nicht näher dazu äußern“, erklärte eine Ministeriumssprecherin am Freitagabend.

Mutmaßliche Geheimdienstler an der russischen Botschaft in Wien

„The Insider“ schrieb den genannten Personen unterschiedliche Relevanz zu: Während bei G. lediglich die Rede davon ist, dass er vor seiner Entsendung nach Österreich im Moskauer Aufklärungszentrum des GRU gearbeitet habe, sah das Medium A., einen Ex-Bewohner eines Geheimdienstwohnhauses unweit der SWR-Zentrale im Südwesten Moskaus, gar als eine der „ersten Geigen“ vor Ort: „A. ist für die Residentur des SWR in Österreich in Bezug auf politische Aufklärung verantwortlich - er beschäftigt sich insbesondere mit lokalen Beamten, Abgeordneten, Vertretern der Gesellschaft und Journalisten.“

Genannt wurden aber auch weitere mutmaßliche Geheimdienstler an der russischen Botschaft in Wien: Eine weitere „erste Geige“ sei Semjon K. vom GRU, der laut einer geleakten Adressdatenbank in der Vergangenheit im Hauptquartier dieses Militärgeheimdienstes gemeldet war. Und Andrej P. hätte in der Vergangenheit in einer Abteilung des SWR gearbeitet, die sich mit Desinformation im Internet beschäftige.

Zwei Diplomaten müssen Österreich verlassen

Wie am Mittwoch bekannt geworden war, hatte das österreichische Außenministerium Anfang der Woche zwei Diplomaten der russischen Botschaft in Wien zu unerwünschten Personen erklärt und sie zum Verlassen Österreichs bis zum 19. März aufgefordert. Sie hätten Handlungen gesetzt, die mit ihrem diplomatischen Status unvereinbar seien, begründete das Außenministerium. In diesem Zusammenhang war am Montag auch der russischen Botschafter in Wien, Dmitri Ljubinski, in das Ministerium zitiert worden.

Die russische Botschaft zeigte sich in Folge über die Entscheidung Wiens „entrüstet“, und das Außenministerium in Moskau bestellte am Donnerstag den österreichischen Botschafter in Moskau, Werner Almhofer, ein und kündigte Gegenmaßnahmen an. Denkbar wäre, dass auch Moskau Österreicher ebenso zu personae non gratae erklärt. An der österreichischen Botschaft in Moskau arbeiteten laut Angaben des Wiener Außenministeriums zuletzt 16 Personen mit Diplomatenstatus, an der bilateralen russischen Botschaft in Wien sowie am Generalkonsulat in Salzburg waren es 60. (APA)

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