Unterwegs

Die untergebutterte Wahl

Chinas Xi Jinping und Wladimir Putin beim Blini-Backen.
Chinas Xi Jinping und Wladimir Putin beim Blini-Backen.Sergei Bobylev/Tass
  • Drucken

Was russische Blini mit Wladimir Putins kurioser Wahlparty zu tun haben.

Der Frühling kommt langsam nach Moskau. Das merkt man an den hohen Bergen Dreck, die einmal Schneeberge waren, sich dann in Eisberge verwandelt haben und nun langsam schmelzen. Das merkt man am aufgetauten Hundekot entlang der Straßen und an der feinen Eisschicht, die in den späten Abendstunden die Wege bedeckt und die Menschen ungelenk darübertänzeln lässt.

Vor allem aber merkt man das an den Blini – in jedem Park, in jedem Kühlfach eines Supermarkts, auf jedem Esstisch bei Besuchen. Als Pfannkuchen werden die runden Teile im Westen nicht selten bezeichnet. Doch Blini sind Blini, sehr dünn und sehr buttrig.

Es ist schließlich Butterwoche in Russland, „Masleniza“ genannt. Masleniza ist ein eigentlich heidnisches Fest zur Vertreibung des Winters, das zu Sowjetzeiten verpönt war, seit dem Zusammenbruch des großen Imperiums aber auf den zentralen Plätzen der Städte zelebriert wird. Eben mit Blini. Und mit einer riesigen bunten Puppe, die am Ende der Woche, an diesem Sonntag, verbrannt wird. Da ist Volksfeststimmung garantiert.

»Politisch allerdings wird es kalt nach diesem Sonntag. Eisig kalt.«

Genau diese Volksfeststimmung braucht der Staat gerade an diesem Wochenende. Denn er lässt die Leute über ihren neuen alten Präsidenten abstimmen. Zwischen Blini und Wurfspielen lockt er in die Wahlstuben, selbst dort werden zuweilen Blini gebacken. Ein Bissen, ein Kreuz, weiter geht es zur ausgelassenen Party, an deren Ende die Puppe brennt und alle einen richtigen Frühling herbeisehnen. Politisch allerdings wird es kalt nach diesem Sonntag. Eisig kalt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.