Russland

Datenanalyse: Fast jede zweite Stimme für Putin könnte manipuliert sein

TV-Bericht über Putins Wiederwahl in Russland.
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Unabhängige Experten wollen weitreichende Unregelmäßigkeiten bei Wladimir Putins Kür zum russischen Präsidenten gefunden haben.

Mehr als 87 Prozent der Wähler sollen laut offiziellem Ergebnis Kreml-Chef Wladimir Putin jüngst im Amt bestätigt haben, bei mehr als 77 Prozent Wahlbeteiligung. Es ist Putins bislang bestes Ergebnis bei einer russischen Präsidentenwahl. Er kann das Ergebnis als Bestätigung der von ihm verfolgten „Konsolidierung der Gesellschaft“ deuten. Das bedeutet die Weiterführung seiner repressiven Politik im Inneren und seines revanchistischen Kurses nach außen.

Freilich kam Putins wiederholter Wahlsieg auch deshalb zustande, weil ernstzunehmende Gegenkandidaten nicht zugelassen waren und harsche Kritik am Kreml derzeit nicht mit Gegenrede, sondern mit Strafverfahren geahndet wird. Zahlreiche Wähler berichteten von Einschüchterungsversuchen. Kritiker von Putins Wiederwahl wollen nun zudem großflächige Manipulationen bei der Stimmverteilung aufgedeckt haben.

Viele „Anomalien“ bei der Stimmabgabe

Das regierungskritische Medium „Nowaja Gaseta Europa“ beruft sich auf das Modell des russischen Wahlanalysten und Mathematikers Sergej Schpilkin, der seit vielen Jahren russische Wahlgänge mit seinen Datenanalysen überprüft. Demnach weise fast die Hälfte der für Putin abgegebenen Stimmen „Anomalien“ auf. 31,6 Millionen Stimmen könnten demnach manipuliert worden sein. Das wäre ein „Rekord-Maßstab von Wahlfälschungen bei einer russischen Präsidentenwahl“, heißt es in dem Artikel.

Die Journalisten analysierten die in den Wahllokalen abgegebenen Stimmen (ohne elektronische Stimmabgabe). Von 74,5 Millionen Wählern sollen 64,7 Millionen für Putin gestimmt haben. Schpilkins Methode stellt die Stimmen, die in jedem Wahllokal für die Kandidaten abgegeben wurden, mit der offiziellen Wahlbeteiligung vor Ort in Zusammenhang. Demnach sollte die Zustimmung für Putin immer annähernd gleich sein. Bei ordnungsgemäß durchgeführten Wahlen entspricht das Ergebnis einer Gaußschen Kurve (Normverteilung). Werden jedoch der Wahlurne außerordentlich viele Putin-Stimmen „hinzugefügt“, ist von Unregelmäßigkeiten auszugehen. In der bildlichen Darstellung sind zackige „Ausreißer“ nach oben zu sehen.

29 Prozentpunkte addiert?

Das russische Medium „Sirena“ wiederum beziffert in Zusammenarbeit mit dem Wahlanalysten Iwan Schukschin, dass mindestens 22 Millionen Stimmen Putin illegal zugerechnet worden seien. Auch das wäre ein Wahlbetrug in großem Ausmaß. Auf das Wahlergebnis umgerechnet würde es bedeuten, dass mindestens 29 Prozentpunkte für Putin künstlich addiert worden seien, so „Sirena“ in einem Bericht.

Stimmen die Vorwürfe, dann wäre Putins Ergebnis nicht mehr das beste in seiner politischen Karriere. Für einen Kriegspräsidenten wäre es sogar sehr mager: Auf maximal 58 Prozent käme der russische Präsident dann.

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