Morgenglosse

Polascheks größter Wurf ging fast daneben

Imago / Andreas Stroh
  • Drucken
  • Kommentieren

Der Bildungsminister verbucht die Lehramtsreform als Erfolg, obwohl sie ein Jahr später kommt als versprochen. Ein weiteres Hoppala in seiner Amtszeit, die im Herbst beendet werden sollte.

Für Martin Polaschek war die versprochene Lehramtsreform ein wichtiger Meilenstein, der ÖVP-intern als unbedingt erwünscht auch seit dem Vorjahr eingefordert wurde. Am Mittwoch wurde sie nun im Ministerrat beschlossen. Doch mit einem Makel: die Verkürzung kommt ein Jahr später als geplant.

Das hatte Polaschek schon Anfang März in einem „Presse“-Interview angedeutet, dass sich das „für die Sekundarstufe nicht ausgehen wird“. Anlass für sein Interview war dabei eigentlich sein widersprüchliches Vor-und-Zurück beim Thema Elternstrafen, das Unkenntnisse des eigenen Regierungsprogramms recht deutlich offenlegte. Nun muss er sich bei der Lehramtsreform der breiten Kritik der Unis beugen, die im Begutachtungsprozess betonten, mehr Zeit für die Umsetzung zu brauchen.

Das auch, weil sie quasi auf den letzten Abdruck paktiert wurde. Doch besser spät als nie angesichts des Lehrermangels, das muss man Polaschek zugutehalten. Auch deshalb, weil er sie teils gegen die Grünen durchgesetzt hat, die der Verkürzung skeptisch gegenüberstehen.

Dass er aber auch dieses eine, sein einziges wirklich großes, Reformvorhaben nur in Abstrichen realisieren kann, reiht sich ein in seine zweijährige Ära, die mit fehlendem Gestaltungswillen im Mix mit Kommunikationsfauxpas in Erinnerung bleiben wird. Das Bildungssystem, das dringend große Würfe statt einem Drehen an kleinen Schräubchen benötigt, sehnt sich einstweilen nach dem neuen Schuljahr. Es hält die Nationalratswahl im Herbst bereit, nach der Polascheks Zeit am Minoritenplatz enden sollte.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.