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„Ghostbusters: Frozen Empire“: Erstaunlich okay

Die geisterjagende Patchwork-Familie aus „Ghostbusters: Frozen Empire“, v. l. n. r.: Paul Rudd, Carrie Coon, Mckenna Grace and Finn Wolfhard.
Die geisterjagende Patchwork-Familie aus „Ghostbusters: Frozen Empire“, v. l. n. r.: Paul Rudd, Carrie Coon, Mckenna Grace and Finn Wolfhard.Sony
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Der fünfte Beitrag zu „Ghostbusters“-Filmreihe positioniert sich klar als Familienunterhaltung. Und bemüht sich redlich darum, wieder ein paar gute Geister in Hollywoods entseelte Spektakelwelt zurückzuholen.

Hollywood hat ein Gespensterproblem. Zum einen wird es seit gefühlten Ewigkeiten heimgesucht von Geistern der Vergangenheit: Wiedergänger popkulturell versteinerter Erfolgsfilme spuken durch die Studiohallen der Traumfabrik und verstopfen mit ihrem abgestandenen Ektoplasma die Kreativdrüsen verängstigter Filmschaffender. Zum anderen ähnelt die US-Blockbusterproduktion selbst zusehends einem Phantom: Ihre aufgedunsenen Spektakel erinnern immer mehr an fadenscheinige Abbilder echter Filme, untote Digitalgerippe ohne Vitalenergie und Charakter.

Da müssen Profis ran. Und wen ruft man, wenn man Gespensterprobleme hat? Richtig: Die „Ghostbusters“. Das wissen alle, denen der gleichnamige Kultfilm über vier ausgefuchste Geisterjäger aus New York – oder Ray Parker Juniors zugehöriger Pop-Dauerbrenner mit der eingängigen Synthesizer-Hookline – in den 1980er-Jahren Vergnügen bereitete. Wobei sich Geisterfallen und Protonenstrahler aus Plastik auch in Kinderzimmern von Nachgeborenen fanden.

Gefühlstiefe und Nachhatigkeit

Doch Nostalgie allein reicht nach Jahren der Retro-Berieselung nicht mehr aus, um Publikum anzulocken. Zum Glück. Also versucht es „Frozen Empire“ – der inzwischen fünfte „Ghostbusters“-Film, ab Freitag im Kino – mit einer anderen Strategie. Diese wurde von Jason Reitman erprobt, im Vorgänger „Ghostbusters: Afterlife“. Der Sohn des unlängst verstorbenen Ursprungsfilmregisseurs Ivan Reitman verließ sich dort nicht nur auf oberflächliche Wiedererkennungseffekte. Vielmehr bemühte er sich um Gefühlstiefe und Nachhaltigkeit bei der Skizzierung neuer Figuren für die bunte Leinwand-Geisterwelt.

Nun darf Gil Kenan, damals Reitmans Drehbuchpartner, ans Regie-Steuer. Sein Film verankert die „Gostbusters“-Marke noch stärker im ertragreichen Branchenfeld der Familienunterhaltung. Die Protagonisten sind Kinder (Finn Wolfhard aus „Stranger Things“, Mckenna Grace) und ihre alternden (Stief-)Eltern (charmant unheroisch: Carrie Coon und Paul Rudd). Zu viert bilden sie ein sympathisches Kleinunternehmen, das im aufgebrezelten Hi-Tech-Leichenwagen durch die Straßen des Big Apple düst und paranormale Plagen unschädlich macht.

Als die Patchwork-Sippschaft, ergänzt durch einen verantwortungsscheuen Millennial mit pakistanischen Wurzeln (Stand-Up-Comedian Kumail Nanjiani), über ein mysteriöses sumerisches Artefakt stolpert, ruft das ältere „Ghostbuster“ auf den Plan. Allen voran Dr. Raymond Stantz (schön schrullig: Dan Aykroyd), der sofort Gefahr im Verzug wittert. Also setzen auch Ernie Hudson und Bill Murray ihre müden Knochen in Bewegung. Es ist erfreulich und „Frozen Empire“ anzurechnen, dass der Film aus dem Beisein der alten Garde kein großes Aufheben macht, machen muss: Die netten Comedy-Opis (und Omi Annie Potts) sind hier einfach mit von der Partie und dürfen dem Nachwuchs gut zureden, wenn ihm die Geisterhatz über den Kopf wächst.

Raus aus dem Blödelbad

Wer sich von alledem einen Eventfilm der Superlative erhofft, sollte seine Erwartungen zurückschrauben. „Frozen Empire“ bietet die Sparversion eines Fantasy-Abenteuers: Selten hat sich die Metropole New York im Kino so klein angefühlt wie hier, darüber können auch Skyline-Aufnahmen aus der Konserve nicht hinwegtäuschen. Viele Szenen wirken, als hätte man sie am Set einer Sitcom gedreht. Doch was es dem Film an Schauwerten mangelt, macht er mit Herz und einer soliden, bisweilen fast dynamischen Inszenierung im Geiste der frühen 1990er-Jahre wett.

Wo Paul Feigs weiblich besetzte „Ghostbusters“-Variation aus 2016 im Blödelbad unterging, achten Kenan und Reitman zudem auf eine ausgewogene Abmischung von Humor, Action und Sentiment – sowie auf eine im Detail durchaus gelungene Balance zwischen digitalen und analogen Effekten. Ein Film „wie früher“ ist freilich auch diese Gruseldramödie nicht. Dafür fehlt es ihr doch zu sehr an Esprit. Aber im Bereich familientauglicher Zeitvertreibe gibt es im Multiplex wahrlich Schlimmeres. Wer weiß – vielleicht kehren die guten Geister wieder nach Hollywood zurück?

„Ghostbusters: Frozen Empire“, ab 22. März

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