Diskriminierung

In Afghanistan startet das Schuljahr - ohne Mädchen ab zwölf Jahren

Zum dritten Jahr in Folge dürfen Mädchen ab der siebenten Schulstufe nicht zur Schule gehen.
Zum dritten Jahr in Folge dürfen Mädchen ab der siebenten Schulstufe nicht zur Schule gehen.APA / AFP / Omer Abrar
  • Drucken

Eine Million Mädchen ist von dem Schulverbot der radikalislamischen Taliban betroffen, sagt die UNO.

In Afghanistan hat am Mittwoch das neue Schuljahr begonnen - doch für ältere Mädchen bleiben die Klassen bereits das dritte Jahr in Folge geschlossen. Unter den regierenden islamistischen Taliban ist Bildung für Mädchen ab der siebenten Schulstufe weiter untersagt. Laut dem UNO-Kinderhilfswerk (UNICEF) sind in dem Land eine Million Mädchen von dem Schulverbot betroffen.

Bei einer offiziellen Zeremonie anlässlich des Schulstarts kündigte der Taliban-Bildungsminister Habibullah Agha an, die Qualität der Bildung im Land erhöhen zu wollen. Eine mögliche Öffnung der Schulen für Mädchen sprach er nicht an.

Hochrangige Taliban sprachen sich vereinzelt für Bildung von Frauen aus

In der Vergangenheit hatte es vonseiten der Taliban geheißen, Bildung für ältere Mädchen lediglich aussetzen zu wollen, bis nicht näher genannte Bedingungen dafür geschaffen seien. Bisher wurde in dieser Richtung allerdings nichts unternommen. Zuletzt sprachen sich aber vereinzelte hochrangige Taliban öffentlich für die Bildung von Frauen aus. In einigen Teilen des Landes besuchen Frauen und Mädchen, die älter als zwölf Jahre sind, noch religiöse Schulen sowie Hebammen- und Krankenpflegeschulen.

»Ich wollte Jus studieren und die Rechte der Frauen in meinem Land verteidigen.«

Furuzan

15-Jährige aus Herat

Die 15-jährige Furuzan aus der westafghanischen Stadt Herat glaubt nicht mehr daran, dass die allgemeinen Schulen für ältere Mädchen öffnen, solange die Taliban an der Macht sind. „Ich wollte Jus studieren und die Rechte der Frauen in meinem Land verteidigen“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit nehme sie an Online-Kursen teil, hoffe jedoch, eine offizielle, staatliche Ausbildung bald wieder fortsetzen zu können. Andernfalls fürchte sie, heiraten zu müssen, was ein Ende ihrer Träume bedeuten würde.

Schüler in Kabul mit Flaggen der Taliban zu Schulbeginn.
Schüler in Kabul mit Flaggen der Taliban zu Schulbeginn.APA / AFP / Wakil Kohsar

Taliban hatten moderaten Kurs versprochen

Bei ihrer erneuten Machtübernahme im August 2021 inmitten des chaotischen Abzugs der internationalen Truppen aus dem Land hatten die islamistischen Taliban einen moderateren Kurs versprochen. Ihre Regierung ist jedoch äußerst autoritär. International stehen sie vor allem wegen ihrer massiven Beschneidung von Frauenrechten in Kritik. Frauen dürfen neben weiterführenden Schulen auch keine Universitäten mehr besuchen. UNICEF warnte mittlerweile vor einem gravierenden Mangel an qualifizierten Frauen in verschiedenen Bereichen wie Gesundheit oder Bildung. (APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.