Kinderbuch

Der Grüffelo wäre beinahe ein schrecklicher Tiger gewesen

Irgendwo zwischen Bär, Yeti und Stachelschwein: Axel Scheffler gab dem Fabeltier seine Gestalt.
Irgendwo zwischen Bär, Yeti und Stachelschwein: Axel Scheffler gab dem Fabeltier seine Gestalt. Beltz & Gelberg
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Vor 25 Jahren erschien das Buch, in dem ein Fabelwesen – mit schrecklichen Klauen und schrecklichen Zähnen, um Tiere zu kauen – von sich hören machte. Die Reime machten den Grüffelo zu dem, was er ist.

Den Grüffelo muss man nicht mehr vorstellen. Das hat die Maus so effizient erledigt, dass er nicht nur im dunklen Wald bekannt ist, sondern beinahe überall, wo Kindern vorgelesen wird. Seine Zähne und Klauen, die Stacheln am Rücken und die lange Zunge sind ebenso bekannt wie der Inhalt der Erzählung. Die ja eigentlich eine literarische Selbstrettung ist: Die Maus erfindet ein furchteinflößendes Fabeltier, um den reichlich vorhandenen Fressfeinden von Fuchs bis Eule Respekt vor ihr einzuflößen. Als dieses Wesen dann plötzlich vor ihr steht, ist sie natürlich überrascht – kann es aber ebenfalls mit einer Erzählung davon abhalten, sie zu verspeisen.

Der Text der Geschichte, die am 23. März 1999 erstmals veröffentlicht wurde, stammt von der Britin Julia Donaldson. Die Bilder dazu lieferte Axel Scheffler, ein deutscher Illustrator, der schon viele Jahre in London lebt. 18 Millionen Exemplare von „Grüffelo“ und dem zweiten Teil „Das Grüffelo-Kind“ wurden inzwischen weltweit verkauft. Das Buch wurde in mehr als 100 Sprachen und Dialekte übersetzt.

»D’Maus hot si rumdriem, diaf drin im Woid, / wo’s dem odrahdn Fuchs sakrisch guad gfoit«

Der Grüffelo auf Bayerisch

Ins Schwäbische etwa (Dr Grüffelo?? Wer soll des sei? / Den kennscht du net? Ja heidenei!) oder ins Bayerische (D’Maus hot si rumdriem, diaf drin im Woid, / wo’s dem odrahdn Fuchs sakrisch guad gfoit). Reihum durften sich also Übersetzer bemühen, die leichtfüßigen englischen Reime wiederzugeben. Ins Standarddeutsche übertrug sie übrigens kongenial Monika Osberghaus.

Wäre das Buch ohne die Reime, die sich musikalisch wiederholen und abwechseln, so erfolgreich geworden? Wohl nicht, sie machen einen großen Reiz der Geschichte aus (wie auch bei anderen Autoren, die dies wirklich können, man denke etwa an Mira Lobe). Dabei wurde der Autorin Donaldson von ihrer Verlegerin sogar vom Schreiben in Reimen abgeraten, sie hatte wohl schon allzu viele schlecht erdachte auf ihrem Schreibtisch liegen. Wie sich auch schon allzu viele Eltern beim Vorlesen mit holprigen, klapprigen, mehr schlecht als recht zusammenpassenden Reimen plagten.

Rhythmus und Klang waren der Autorin Donaldson schon immer wichtig: Bevor sie sich Kinderbüchern zuwandte, schrieb sie Lieder und auch Musicals. Den Grüffelo inspirierte übrigens ein fernöstliches Märchen. Und eigentlich hatte Donaldson ein Gedicht über einen schrecklichen Tiger schreiben wollen, wie sie in einem Interview erzählte. Nur hab es auf das Wort Grüffelo einfach bessere Reime gegeben als auf Tiger. Die Leser freuen sich darüber. Und wissen nun endlich, warum es in Kinderbüchern von Tieren nur so wimmelt: Finden Sie mal einen Reim auf „Mensch“!

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