Soziologie

Tausche Hausarbeit gegen Küsse

Wo der Arbeitseinsatz im Haushalt fehlt, kann er mitunter durch Dank oder Zuneigung kompensiert werden.
Wo der Arbeitseinsatz im Haushalt fehlt, kann er mitunter durch Dank oder Zuneigung kompensiert werden.Imago/Vira Simon
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Jungen Paaren ist eine faire Aufteilung im Haushalt wichtiger als älteren.

Je urbaner, je jünger und je ähnlicher die Einkommen, desto fairer teilen Paare den Haushalt. Kommen Kinder dazu, kippt es oft zuungunsten der Frau. Über die Zufriedenheit der Betroffenen sagt das nicht unbedingt etwas aus. Das ergab eine Studie an der Universität Wien, für die 1577 Personen im Alter von 16 bis 88 Jahren befragt wurden.

17 Tätigkeiten listete das Team um Christine Geserick vom Österreichischen Institut für Familienforschung (ÖIF) auf, darunter neben den Klassikern wie Kochen, Putzen, Waschen und Einkaufen Aufgaben wie das Arrangieren von Treffen, die Regelung der Finanzen, Unterstützung der Eltern und das Klären unangenehmer Dinge (z. B. zu laute Nachbarn). Die Studie bestätigt das bekannte Bild, dass Frauen insgesamt den größeren Anteil aller anfallenden Arbeit übernehmen. 

»Männer sind immer (etwas) zufriedener mit der partnerschaftlichen Arbeitsteilung.«

aus dem ÖIF-Bericht

Was heißt schon fair?

In 73 Prozent der Partnerschaften kümmert sich die Frau ums Bügeln, in 67 Prozent ums Waschen und in 52 Prozent ums Kochen. Interessant: Auch unter gleichgeschlechtlichen Paaren wird die Wäsche meist von ausschließlich einer Person erledigt.

Allerdings versteht nicht jeder dasselbe unter einer gerechten Arbeitsteilung. Nur 39 Pro­zent der Befragten empfinden halbe-halbe machen als fair. Für 27 Prozent zählen individuelle Kapazitäten („Jeder macht, was er kann“), 13 Prozent greifen auf geschlechterspezifische Rollen zurück, wobei diese entweder zur Orientierung genutzt („der Mann fürs Grobe“) oder überwunden werden sollen („nicht nur die Frau kocht“). Für 8,5 Prozent ist die Art der Absprache entscheidender Faktor, für den Rest ist Harmonie wichtiger.

92 Prozent, v. a. Junge, bewerten eine gerechte Aufteilung als wichtig, 80 Prozent leben diese. Trotzdem sind 90 Prozent zufrieden. Subjektiv werde der fairen Arbeitsteilung unterschiedliche Wertigkeit beigemessen, erklärt das Forschungsteam. Außerdem empfinden so manche immaterielle Gefallensleistungen wie kleine Zärtlichkeiten im Alltag („Bussi zwischendurch“) entschädigend.

»Personen, die mehr emotionale Zuwendung vom Partner/von der Partnerin erhalten, berichten eine größere Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung.«

aus dem ÖIF-Bericht

Im Geschlechtervergleich zeigt sich allerdings, dass Männer (93 %) zufriedener sind als Frauen (84 %). Was tun? Am häufigsten geben die Befragten an, dass sie kein Veränderungspotenzial sehen (34 %). Männer erachten am zweithäufigsten andere Rahmenbedingungen als Lösung von Unzufriedenheiten in der Hausarbeitsteilung (30 %). Frauen richten indes den Blick auf ihren Partner: Jede vierte Frau sagt, der Mann könne ihre Unzufriedenheit lindern.

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