Reportage

Wie Österreich Menschen aus dem Ausland ins Pflegesystem bringen will

Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) besuchte ein Seminar im Integrationsservice.
Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) besuchte ein Seminar im Integrationsservice.Clemens Fabry
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Österreich braucht dringend Pflegekräfte aus dem Ausland. Der Integrationsfonds hat dafür nun eigene Programme gestartet. Doch immer noch dauern die Nostrifizierungen zu lang.

Sie hat 14 Jahre Berufserfahrung. Sie hat ein Diplom. Und ja, sie würde gern in Österreich arbeiten, denn zu Hause sitzen, das hält sie nicht mehr aus. Allerdings fehlt ihr der Bescheid, der ihr bestätigt, dass ihre Qualifikation hier anerkannt wird. Das alles erzählt eine diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin aus Tunesien, während sie mit neun weiteren Kursteilnehmern in einem Seminar des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) sitzt. Der Kurs über das Leben und Arbeiten in Österreich ist speziell auf Fachkräfte aus dem Gesundheits- und Pflegebereich ausgelegt bzw. auf jene, die es noch werden wollen.

Davon braucht Österreich nämlich jede Menge. Die Gesundheit Österreich GmbH geht in ihrer aktuellen Prognose von einem Bedarf an rund 200.000 Pflegekräften bis 2050 aus. Ohne Arbeitskräfte aus dem Ausland ist das kaum zu schaffen. Eine ähnliche Situation gibt es auch in anderen Branchen. Aus diesem Grund hat der ÖIF vor einem halben Jahr das Integrationsservice für Fachkräfte gestartet. Bis Jahresende soll es, so der Plan des zuständigen Integrationsministeriums, zehntausend Beratungskontakte geben.

Deutschkenntnisse notwendig

Das Ganze funktioniert über mehrere Schienen. Etwa über die individuelle Beratung. Heute hat Ivana Vidovic einen Termin. Sie stammt aus Kroatien, ist Ärztin für Innere Medizin und lebt seit 2020 in Österreich. Bis Oktober ist sie noch in Karenz, dann will sie zu arbeiten beginnen, sobald sie einen Betreuungsplatz für ihre Kinder gefunden hat. Vor der Karenz, sagt sie, habe sie in Österreich schon in einer Apotheke gearbeitet. Als Ärztin beginnen konnte sie nicht, weil ihre Nostrifizierung noch nicht abgeschlossen war. Das alles erzählt Vidovic in fast perfektem Deutsch. Das ist wenig überraschend, denn ausländische Fachkräfte aus dem Gesundheits- und Pflegebereich müssen für ihre Nostrifizierung in Österreich fortgeschrittene Sprachkenntnisse (Niveau B2) vorweisen.

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