Der Autor über sein Drehbuch zur ARF/ORF-Miniserie »Kafka«, die Mutlosigkeit der Streamer, Kafkas wüstes Schimpfen über Arthur Schnitzler – und über das unlesbarste Buch der Welt.
Sogar für mit Kafkas Werk Vertraute hält Ihre neue Miniserie Überraschungen bereit. Zum Beispiel, dass seine literaturbegeisterten Chefs vielleicht verhindert haben, dass er zehn Jahre früher stirbt…
Daniel Kehlmann: Ja, diese erstaunliche Wendung, dass sie Kafka, als er sich im Ersten Weltkrieg als Freiwilliger melden wollte, für kriegswichtig erklären lassen, gegen seinen Willen! Ich finde es wunderschön unerwartet, dass die Bürokraten, die Kafka selbst immer als so bedrohlich schildert, ihm das Leben retten. Überhaupt wollte ich zeigen, dass diese graue, schreckliche, lastende Bürokratie, wie Franz Kafka sie schildert, in der Praxis etwas sehr Helles und Aufgeräumtes war. Kafka hat ja immer so gelitten unter seiner Arbeit und stellt sie so schrecklich dar. Im Grunde waren es aber traumhafte Arbeitsbedingungen, und er wurde von allen um ihn herum enorm geschätzt.
Und diese Akten, in denen sich Kafka im Ersten Weltkrieg mit Berufsalternativen für Kriegsversehrte beschäftigt, denen ein Arm fehlt, ein Bein, sogar „Dachdecker“ schlägt er vor: Wo kommt das alles her?