Letzte Meile

Zu Fuß entlang der Südsteirischen Weinstraße

So oder so ähnlich: Ein Provinzbahnhof irgendwo in Österreich.
So oder so ähnlich: Ein Provinzbahnhof irgendwo in Österreich. Shuvo Rafiqul
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Gedanken über das nachhaltige Reisen. Diesmal: Wenn man das letzte Wegstück zu Fuß gehen muss.

Wer auf nachhaltige Fortbewegung Wert legt, der hat auch bei kürzesten Inlandsreisen oft mit der sogenannten letzten Meile zu kämpfen, jenem Wegstück, das von der nächstgelegenen Anbindung an den öffentlichen Verkehr zum eigentlichen Reiseziel führt. So erlebt unlängst entlang der Südsteirischen Weinstraße.

Diese ist zwar mit der S-Bahn regelmäßig und – Klimaticket sei Dank – kostengünstig von Graz aus erreichbar, am örtlichen Bahnhof findet die öffentliche Anreise aber dann ein jähes Ende. Die gebuchte Unterkunft befindet sich noch einige Kilometer entfernt, weiterführende Busverbindung gibt es hier keine, die Webapplikation für das Sammeltaxiangebot der Region funktioniert nicht. Prinzipiell kaum der Rede wert, wenn man fit und mit leichtem Gepäck unterwegs ist und ­hobbymäßig sowieso gern Milieustudien über halbverlassene österreichische Ortschaften durchführt. (Das eigene Leben darf einem freilich nicht allzu lieb sein, denn einen Gehsteig gibt es weder im Ortskern noch entlang der Landstraße.)

„Na so etwas“

Diese letzte Meile zu Fuß zu bestreiten kann aber zur unbewältigbaren Zumutung werden, ist man mit Kinderwagen, Mobilitätseinschränkung oder auch nur unhandlichem Gepäck unterwegs. Blöd, denn für klimafreundlichen Tourismus ist allem voran der Faktor Mobilität ausschlaggebend und nicht, wie oft die Handtücher im Zimmer ausgewechselt werden oder wie brav die Hotelgäste Wasser sparen. Dass an die Möglichkeit einer öffentlichen Anreise mancherorts anscheinend gar nicht erst gedacht wird, verrät nicht nur die Hotelwebsite, die dafür keine Möglichkeit anführt, sondern auch die Rezeptionistin, die beim Einchecken die Antwort „Wir sind ohne Auto da.“ auf die Frage nach dem Kfz-Kennzeichen mit einem verwunderten Lacher goutiert: „Na so etwas.“

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