Justiz

Kriminalstatistik: Mehr Online-Betrug, weniger Schlepperei

Verbrechen wandern noch häufiger ins Netz. Eine Bank will kaum jemand noch überfallen.
Verbrechen wandern noch häufiger ins Netz. Eine Bank will kaum jemand noch überfallen.APA / Florian Wieser
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Eigentumsdelikte und Wirtschaftskriminalität haben zugenommen. Die Anzeigen sind mehr geworden, die aufgeklärten Straftaten aber auch. Dafür gibt es einen Rückgang beim Delikt der Schlepperei. In Wien wurden im Vorjahr alle Morde aufgeklärt.

Die Kriminalität in Österreich hat im vergangenen Jahr leicht zugenommen, wie bei einer Pressekonferenz mit Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Montag bekannt gegeben wurde. Im Vergleich zum Jahr 2022 gab es um acht Prozent bzw. um 39.061 mehr Anzeigen. Hauptverantwortlich für den Anstieg sind vor allem Eigentumsdelikte wie Einbrüche, Wirtschafts- sowie Internetkriminalität. Deutlich zeigte sich, dass rund 12,5 Prozent aller Delikte bereits im Netz stattfinden.

Die Drohung wandert ins Netz

Dass bedeutet, dass neben klassischen Wirtschaftsdelikten wie Betrug auch klassische Gewaltdelikte wie gefährliche Drohung oder Erpressung über das Internet durchgeführt werden bzw. Bezug dazu haben. 34.069 Anzeigen betrafen betrügerische Aktivitäten im Netz, 17.154 den betrügerischen Datenverarbeitungsmissbrauch, 3.891 die Erpressung und 2.245 bildliche Darstellung von Kindesmissbrauch bzw. sexualbezogene Darstellungen von Minderjährigen. „Der Trend bei der Internetkriminalität setzt sich fort“, betonte Karner.

Ebenfalls zugenommen haben auch „klassische Delikte“ wie Ladendiebstahl oder die Diebstähle mit gestohlenen Bankomatkarten. Banküberfälle wurden im Jahr 2023 kaum noch verübt, im vergangenen Jahr wurden neun Coups durchgeführt. „Vor zehn Jahren gab es noch 80 Überfälle pro Jahr“, betonte Karner. Einen Rückgang gab es 2023 auch bei der Schlepperkriminalität, was das Innenministerium auf den Einsatz verschiedenster Maßnahmen wie etwa die „Operation Fox“ zurückführt. Bei der Aktion waren österreichische Polizisten in Ungarn in Kooperation mit den dortigen Behörden im Einsatz. Mit 4.704 Anzeigen wegen Schlepperei im Jahr 2023 ist die Zahl im Vergleich zu 9.186 Anzeigen im Jahr 2022 fast um die Hälfte zurückgegangen.

Am häufigsten ist das persöhnliche Eigentum betroffen

Insgesamt gab es laut Karner im Jahr 2023 528.010 polizeiliche Anzeigen. Die größten Bereiche in der Kriminalitätsstatistik teilen sich in fünf Felder auf: Am häufigsten wurden 2023 wegen Eigentumsdelikten Anzeige erstattet, nämlich 162.242 Mal. Danach folgt schon die Wirtschaftskriminalität mit 103.330 Delikte. Gewaltdelikte wurden im vergangenen Jahr 85.374 Mal angezeigt. Die Internetkriminalität hat 65.864 Anzeigen nach sich geführt und die organisierte Kriminalität 40.333 Anzeigen.

Die Zahl der geklärten Fälle ist laut Innenminister um 8,2 Prozent gestiegen. Insgesamt konnten 276.043 Anzeigen 2023 aufgeklärt werden - das sind 20.867 Anzeigen mehr als im Vergleich zum Vorjahr, so Karner. Eine Zunahme gab es auch bei der Identifizierung der Tatverdächtigen: 2023 wurden 329.991 mutmaßliche Täter bzw. Täterinnen von der Polizei ausgeforscht. Das ist ein Plus gegenüber dem Vorjahr von rund zehn Prozent. 77 Prozent waren Männer. 13,4 Prozent waren unter 18 Jahre, 54,5 Prozent waren 18 bis 40 Jahre alt, 32,3 Prozent waren 40 Jahre und älter. 179.488 Tatverdächtige (55 Prozent) waren Österreicher, 150.481 oder 45 Prozent kamen aus anderen Ländern, die meisten mit 17.990 Personen aus Rumänien, gefolgt von 14.727 aus Deutschland und 11.067 aus Serbien.

Schlepperkriminalität nimmt ab

Der Innenminister präsentierte ein Fünf-Punkte-Maßnahmenpaket, das sich aus den nun präsentierten Zahlen ableiten lasse. Der erste Punkt betrifft die konsequente Umsetzung der Kriminaldienstreform mit dem Schwerpunkt Cybercrime, die im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben wurde. Das bedeute 38 neue Kriminalassistenzdienstellen in allen Regionen Österreichs mit mehr als 700 zusätzlichen Arbeitsplätzen in den nächsten Jahren, skizzierte Karner. Der Druck auf die Schleppermafia betreffe den zweiten Punkt. „Die Schlepper machen einen Bogen um Österreich“, meinte der Minister. Der dritte Punkt betreffe die Jugendkriminalität, wie etwa die Etablierung einer entsprechenden Einsatzgruppe. Dabei werden in diesem Zusammenhang auch weiter Diskussionen über die Strafmündigkeit und Waffenverbote geführt, kündigte Karner an. Bei vierten Punkt Einbruchskriminalität werde es in Zukunft mehr Schwerpunkteinsätze in diesem Bereich geben. Der fünfte Punkt betreffe das Thema Ausländerkriminalität. „Es gibt bestimmte Nationalitäten, die auffällig sind, und es ist auch notwendig hier Schwerpunktmaßnahmen zu setzen“, sagte Karner.

Spezialfall Wien: Viele gestohlene Autos

Die Gesamtanzahl der Anzeigen in Wien ist von 168.303 im Jahr 2022 auf 186.475 im Jahr 2023, somit um 10,8 Prozent gestiegen. In den vergangenen zehn Jahren war das Pandemiejahr 2021 jenes mit der absolut niedrigsten Anzeigenzahl mit 144.183, das Jahr 2016 mit der höchsten Anzahl von 205.219. Die Aufklärungsquote ist im Jahr 2023 mit 44,3 Prozent gegenüber dem Jahr 2022 mit 43,9 Prozent wieder leicht angestiegen. Seit dem Jahre 2017 liegt die Aufklärungsquote konstant über 40 Prozent.

Die Eigentumskriminalität macht in Wien den größten Brocken aus. Da konnte laut Pressestelle jedoch die Aufklärungsquote von 20,8 auf 22,5 Prozent gesteigert werden. Die Anzahl der Anzeigen erhöhte sich allerdings auch, nämlich von 57.855 im Jahr 2022 auf 67.904 (2023) und somit um 17,4 Prozent. So stieg etwa das Delikt des Diebstahls von 32.770 Fällen auf 37.350 (14 Prozent), der Einbruchsdiebstahl stieg von 23.484 auf 28.696 Fälle (22,2 Prozent). Die Anzahl der Einbruchsdiebstähle in Wohnungen und Wohnhäusern ist von 2.873 (2022) auf 3.591 (2023), somit um 25 Prozent gestiegen. Im Jahr 2014 gab es im Vergleich dazu allerdings noch 8.907 Anzeigen.

Der Diebstahl von Kraftfahrzeugen hat ebenfalls massiv zugenommen. 2022 gab es noch 512 Diebstähle, 2023 stiegen sie auf 705 Fälle und somit um 37,7 Prozent. Im Jahr 2014 wurden noch 1.774 Anzeigen wegen Auto-Diebstahls verzeichnet. Die stärkste Zunahme von 54,5 Prozent gab es bei den Einbrüchen in die Autos, von 1.412 (2022) auf 2.182 (2023) Fälle. 2007 gab es deshalb noch 18.049 Anzeigen.

Alle Morde in Wien im Vorjahr geklärt

Im Bereich der Gewaltdelikte - vorsätzliche Tötung, vorsätzliche Körperverletzung, ausgewählte Sexualdelikte - wurde ein Plus von 8,2 Prozent verzeichnet. Dort hat die Zahl der Anzeigen von 27.24 (2022) auf 29.485 (2023) zugenommen. Ein Großteil davon sind Anzeigen wegen Körperverletzung mit einer Zunahme von 14.309 (2022) auf 15.566 (2023) Fälle. Bei den vollendeten Tötungsdelikten konnte ein Anstieg von 16 (2022) auf 19 Fälle (2023) registriert werden. Im Jahre 2023 wurden alle Morde geklärt. Ebenfalls angestiegen sind die Anzeigen wegen Vergewaltigung von 365 (2022) auf 468 (2023) Fälle.

Im Bereich der Raubüberfälle gab es hingegen einen Rückgang von 893 (2022) auf 810 (2023) Fälle, die Fälle wegen schweren Raubes sind hingegen von 351 auf 370 leicht gestiegen. Im vergangenen Jahr gab es neun Überfälle auf Banken und Postämter, wobei acht geklärt werden konnten. In den Jahren 2021 und 2022 gab es jeweils drei derartiger Überfälle. (APA)

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