Jahrzehntelang wurde die „Tägliche Turnstunde“ belächelt, durch Schulautonomie verhindert und von der Politik nicht richtig verstanden. Seit zwei Jahren begeistert ein Pilotprojekt an zehn Standorten, und nun passiert ein „Wunder“: bis 2034 soll eine landesweite Umsetzung traumhafte Wirklichkeit werden.
Wien. Österreicher gelten für gemeinhin als skeptisch und bewegungsresistent, wenn es um Innovation geht. Ohne Bürokratie und politischen Schulterschluss geht im Breiten- und Schulsport gar nichts, also war es nicht weiter verwunderlich, dass die Umsetzung der „Täglichen Turnstunde“ aka „Tägliche Bewegungseinheit“ als Pilotprojekt an zehn Standorten ein, zwei Jahrzehnte auf sich warten ließ. Nun aber rollt diese Initiative, sitzen Bildungs- und Sportminister seit zwei Jahren im gleichen Boot, ziehen Sport Austria und Dachverbände mit Trainer und Vereinen die Fäden. Siehe da: die Ergebnisse lassen staunen. Mehr Bewegung, mehr Konzentration, bessere Gesundheit, mehr Freunde, mehr Spaß. Selbst notorischen Nörglern und Elternvertretern fehlen da die Argumente, um eine Fortsetzung, nein: sogar die Ausrollung auszuschließen.
Es ist, wobei man mit Lobeshymnen zur österreichischen Sportpolitik der Erfahrung wegen vorsichtig sein muss, ein Meilenstein. Der Weg zur flächendeckenden Ausrollung der Täglichen Bewegungseinheit wurde fixiert. Die (im Vergleich zur späteren medizinischen Konteroffensive weitaus kostengünstigere) Finanzierung bis 2028 soll über eine neue Bund-Länder-Vereinbarung gesichert werden, das war das Ergebnis des letzten Sport-Gipfels mit Landesräten und Ministern.
Danach folgen Zuweisungen an Finanzausgleichsverhandlungen. 150 Millionen Euro rechneten Experten vor, würde die landesweite Ausrollung beanspruchen. Das ist ein „Schnäppchen“ im Vergleich zu dem Preis, den Familien und Nation für adipöse Kinder ausgeben müssten.
