Urlaubsmeldung

Nennen wir sie Gartenschlauch

Im Dschungel ist man nie alleine.
Im Dschungel ist man nie alleine. nitin pouniker/unsplash
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Destinationen im Check. Diesmal: die Verheißungen der Tropen und das Unaussprechliche im Busch.

Unlängst erreichte uns die Werbebotschaft aus einem ­schönen Land am Äquator: Man solle, so der Sukkus der neuen Tourismuskampagne, sich nicht nur den Strand mit ­seinen vielen Hotelresorts und wassersportlichen Bespaßungen anschauen, sondern auch das feuchtwarme Hinterland erkunden, die Lagunen, den Dschungel. Ein löblicher Ansatz.

Das Filmmaterial dazu ist auch hochprofessionell produziert, formal auf jeden Fall: Unbekümmert sehen wir eine junge, sympathische Protagonistin – Zielgruppe – durch den tropischen Regenwald wandeln. Ganz allein und ohne Rucksack. Ein Handy scheint trotz so viel Wildnis auszureichen, alles easy. Die Stimme aus dem Off lobt die animalischen Großartigkeiten aus, die Kamera hält distanzlos auf die Menagerie am Wegesrand: Vögel, Nager, Gartenschläuche, Krokodile, Kanalrohre, Halbaffen, Kriechtiere, Wildkatzen, Brillengestelle.

Um die Anwesenheit des Unaussprechlichen in Schach zu halten, sind Phobiker geübt in euphemistischer Umgehungsrhetorik. Gottes Tiergarten ist groß. Geschmäcker und Tabus sind verschieden. Nicht jeder, der verreist, schätzt die Aussicht auf mögliche Begegnungen mit urzeitlichen Evolutionsgewinnern. Nicht ausgestreckt über den Bush Walk, nicht eingeringelt im Bungalow unter Palmen.

Dabei gibt es weitaus grauslicheres Getier im Garten Eden als diese langen, schmalen, scheuen Kreaturen, deren kolossalstes Exemplar man jetzt am Amazonas nachgewiesen hat. Bett­wanzen und Ratten etwa sind größere Kalamitäten und haben doch ein besseres Standing. Schon einmal gehört, dass ihretwegen jemand einen Trip in die Stadt der Liebe oder des Morbiden verweigert hat? Aber all diese Unaussprechlichen? Diese eh schon wissen? Ihre Zeit im Tourismus ist noch nicht gekommen. Da beißt sich der Gartenschlauch in den Schwanz. 

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