Literatur

Deniz Ohde erzählt von einer toxischen Beziehung

Landete mit ihrem Debüt „Streulicht“ 2020 einen großen Erfolg: Deniz Ohde, geboren 1988 in Frankfurt am Main.
Landete mit ihrem Debüt „Streulicht“ 2020 einen großen Erfolg: Deniz Ohde, geboren 1988 in Frankfurt am Main. Foto: Börge Meyn/Suhrkamp Verlag
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Deniz Ohdes Roman „Ich stelle mich schlafend“ ist eine lohnende Lektüre: Die Autorin erzählt von einer toxischen Beziehung und findet in ihren besten Passagen eine eigene Sprache.

Am schwierigsten ist es mit dem ersten Kind und mit dem zweiten Buch, sagte mir eine Schriftstellerin, die es wissen muss. Inzwischen weiß ich zwar von Geburten eines ersten Kindes, die einfach waren, aber über dem zweiten Buch schwebt immer ein Damoklesschwert.

Hat sich nämlich das erste nicht gut ­verkauft und wurde vielleicht auch noch schlecht kritisiert, so ist das zweite Buch die letzte Chance, doch noch eine Karriere als Autorin oder Autor hinzubekommen; denn ein drittes Mal wird es wohl kaum ein Verlag versuchen. War hingegen das erste Buch ein fulminanter Erfolg, wird es sofort zur Messlatte für das zweite, und alle (Verlag, Literaturkritik, Leserinnen und Leser) schauen mit Argusaugen darauf und erwarten eine Wiederholung dieses Erfolgs.

Worte und Bilder für Herkunft

Letzteres geschieht bei Deniz Ohde, deren Debütroman „Streulicht“ 2020 auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises kam sowie mit dem Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung und dem aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet wurde. „Streulicht“ wurde im deutschen Feuilleton nicht nur gefeiert, sondern wegen seines wichtigen Themas auch diskutiert: Der Roman beschreibt den Weg einer Ich-Erzählerin türkisch-deutscher Eltern vom Arbeiterkind zur Akademikerin und zeigt mit minutiöser Genauigkeit, wie schwer dieser Bildungsaufstieg trotz aller staatlichen Bemühungen um Chancengleichheit in der Bildung immer noch ist. Ich liebe dieses Buch, weil es zu den wenigen gehört, die mir Worte und Bilder für meine eigene Herkunft als Sohn einer Arbeiterin und aus dem Bergbauerndorf der Kindheit geben. Mit der Ich-Erzählerin von „Streulicht“ kann ich mich an vielen Stellen identifizieren.

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