Glaubensfrage

Alle Augen sind auf den Papst gerichtet

Von der Mittelloggia des Peterdoms aus spenden die Päste den Segen Urbi et Orbi.
Von der Mittelloggia des Peterdoms aus spenden die Päste den Segen Urbi et Orbi.APA/AFP/Tiziana Fabi
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Alle Ostern wieder: Urbi et Orbi, für die Stadt und den Erdkreis, wird Papst Franziskus den Segen erbitten. Nicht alle blicken zu Ostern hoffnungsvoll nach Rom.

Wird er die Predigt selbst halten können? Sehr wahrscheinlich ja. Wie sehr hinkt er beim Gehen? Der Stock bleibt treuer Begleiter. Wie fit ist er? Mag sein, dass die Dynamik von früher fehlt, aber für einen 87-Jährigen spult er ohne übertriebene Rücksichtnahme auf seine Gesundheit ein atemberaubendes Programm ab, das ihm selbst dann und wann buchstäblich den Atem raubt.

Millionen Augenpaare werden sich auch an diesem Ostersonntag auf Papst Franziskus richten. Hoch oben auf der Benedkitionsloggia des Petersdoms wird er nach der Messe des Ostersonntags stehen. Von unten mit freiem Auge ohne Videowall nur noch wie eine kleine weiße Puppe in grotesk monumentaler Szenerie wahrzunehmen. 100 TV-Sender aus ungefähr 60 Staaten übertragen den Segen Urbi et Orbi, einer der Höhepunkte der an Höhepunkten reichen Zeit zwischen Palmsonntag und Ostersonntag, dem wichtigsten Fest des christlichen Jahres. Ein Fest voller Hoffnung und Verheißung, der Überwindung der größten Zumutung des Menschen, des Todes.

Verstörende Entscheidung

Nicht alle blicken hoffnungsfroh nach Rom. Denn Papst Franziskus hat erst knapp vor Beginn der Karwoche völlig überraschend eine verstörende Entscheidung publik machen lassen. Nicht weniger als zehn Themenbereiche hat er aus der Zuständigkeit der sogenannten Weltsynode herausgelöst, die im Oktober im Vatikan ihren Abschluss finden wird. In dieses vierwöchige Treffen unter Beteiligung von Laien hatten viele viele Hoffnungen gesetzt.

Unter den Themen, die ab sofort den Synodenteilnehmern entzogen und Experten vorbehalten sein sollen, ist auch das Anliegen, Frauen zur Diakonin zu weihen. Die meisten werden das als ersten Schritt in Richtung katholischer Priesterinnen sehen. Denn gar so kompetenzreich ist das Amt eines Diakons oder womöglich eben einer Diakonin zumindest nach geltendem Kirchenrecht auch wieder nicht. Sie dürfen das Evangelium vortragen, taufen, Begräbnisse leiten und bei Hochzeiten assistieren (das Ehesakrament spenden einander die Brautleute nach katholischem Verständnis ja selbst). Ob dieses und andere Anliegen also vom Papst soeben durch Expertengremien, die (erst) bis Juni 2025 Ergebnisse liefern müssen, auf die lange Kirchenbank geschoben wurden. Schon wieder?

Sind die Weichen schon gestellt?

Nicht ganz auszuschließen ist allerdings eine andere Möglichkeit: Papst Franziskus könnte heikle Themen deshalb aus der Synode gelöst haben, um für sie konkrete Lösungen zu finden. Weil er sie schon für entscheidungsreif hält. Lösungen, die dann ja auch theologisch und kirchenrechtlich hieb- und stichfest zu sein haben. Zuzutrauen wäre es einem Mann wie Papst Franziskus jedenfalls.

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