Niederösterreich

Postenbesetzung bei NÖ Polizei entfacht politische Debatte

FPÖ-Chef Herbert Kickl wirft der ÖVP „Postenschacher“ vor. 
FPÖ-Chef Herbert Kickl wirft der ÖVP „Postenschacher“ vor. APA / AFP / Alex Halada
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FPÖ-Chef Herbert Kickl warf der ÖVP in einer Aussendung am Montag „Postenschacher“ vor. ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker erwiderte, Kickl habe als Innenminister die Landespolizeidirektion „politisch einfärben“ wollen.

Rund um die Besetzung des Landespolizeidirektors von Niederösterreich ist nach Bekanntwerden von Chats aus 2019 eine politische Debatte entbrannt. FPÖ-Chef Herbert Kickl warf der ÖVP in einer Aussendung am Montag „Postenschacher“ vor. Amtsinhaber Franz Popp habe die Voraussetzung eines Jus-Studiums nicht erfüllt. ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker erwiderte, Kickl habe als Innenminister die Landespolizeidirektion „politisch einfärben“ wollen. Die NEOS forderten Aufklärung.

Zuvor waren Chats vom Frühjahr 2019 öffentlich geworden, laut denen der damalige Innenminister Kickl die Bestellung von Popp verzögern wollte. Erklärung Kickls dafür: Die ÖVP hätte damals „die Ausschreibung auf ihren Mann zuschneidern lassen - und genau das ist nach meinem Abgang aus dem Innenministerium auch geschehen. Das ist Postenschacher.“ „Nicht ich, sondern die ÖVP - konkret die niederösterreichische Landeshauptfrau (Johanna, Anm.) Mikl-Leitner - wollte ihren Postenschacher im Innenministerium durchziehen. Ich habe mich dagegen gewehrt“, erklärte der FPÖ-Chef und berichtete von Druck vonseiten des damaligen Koalitionspartners.

„Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen“

„Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen“, meinte dagegen ÖVP-Generalsekretär Stocker in einer Aussendung und ortete „Ablenkungsmanöver“ durch Kickl. „Weil er den FPÖ-Politiker und heutigen FPÖ-Landesrat (Christoph, Anm.) Luisser zum Polizeichef machen wollte, schränkte er die Ausschreibung auf das Kriterium “Jurist' ein - in der Hoffnung, so den qualifizierten Polizisten Franz Popp zu verhindern. Dabei ist es bis heute keinesfalls üblich, dass ein Landespolizeidirektor zwangsläufig ein Jurist sein muss.„

Laut Sicherheitspolizeigesetz muss ein Landespolizeidirektor eine abgeschlossene akademische Ausbildung vorweisen, zu bestellen ist er „vom Bundesminister für Inneres im Einvernehmen mit dem Landeshauptmann“. Vom Innenministerium hieß es am Montag auf Anfrage, dass aktuell ein absolviertes Masterstudium für „Strategisches Sicherheitsmanagement“ oder ein abgeschlossenes Jus-Studium Voraussetzung für die Ernennung sind. Popp verfügt seit 2016 über einen FH-Master für ersteren Studiengang.

Popp wurde im Juli 2020 zum Landespolizeidirektor von Niederösterreich ernannt. Zuvor soll ihn die Bestellungskommission als „im höchsten Maße geeignet“ beurteilt haben. Das Innenministerium - damals war der heutige Bundeskanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer Ressortchef - ersuchte im Juni 2020 das Bundesministerium für Kunst, Kultur, Öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) unter Werner Kogler (Grüne) um Zustimmung zur Ernennung von Popp zum Landespolizeidirektor. Das BMKÖS verwies aber auf das fehlende rechtswissenschaftliche Studium des Bewerbers. In zwei Fällen habe das Ministerium seit 2012 bei der Besetzung die Zustimmung erteilt, auch wenn der Kandidat über kein Jus-Studium verfügte, hieß es. Das war zunächst in Oberösterreich bei Andreas Pilsl und 2017 in Niederösterreich bei Konrad Kogler der Fall.

Neos fordern Aufklärung: „Nachhaltiger Schaden für Österreich“

Bemängelt wurde vonseiten des BMKÖS, dass das Innenministerium - trotz Aufforderung durch das 2012 zuständige Bundeskanzleramt - keine Arbeitsplatzbeschreibung übermittelt habe, die sich auf Jus als zulässiges Hochschulstudium für den Landespolizeidirektor beschränke. „Strategisches Sicherheitsmanagement“ wurde aufgrund von juristisch-behördlichen Anforderungen „nicht als zweckmäßig“ erachtet. Dem Innenministerium wurde laut dem Mailverlauf vorgeschlagen, eine aktuelle Arbeitsplatzbeschreibung zu übermitteln.

NEOS-Sicherheitssprecherin Stephanie Krisper kritisierte „unerhörten Postenschacher, der ein schiefes Licht auf das Amtsverständnis von Nehammer wirft, der als Kanzler gern von Leistung spricht. Aber die Taten sind andere: Für gewünschte Kandidaten werden gern die Anforderungen runtergefahren.“ Mit dem Postenschacher und der Freunderlwirtschaft der ÖVP müsse endlich Schluss sein, forderte Krisper in einer Aussendung: „Das ist auf Dauer ein nachhaltiger Schaden für Österreich.“ (APA)

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