Bank

Oberbank sieht Talsohle im privaten Wohnbau durchschritten

Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger arbeitet seit 1983 für das Institut.
Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger arbeitet seit 1983 für das Institut. Clemens Fabry
  • Drucken

Die Oberbank spürte im ersten Quartal eine starke Nachfrage nach Immobilienkrediten. Junge Erwachsene hätten sich inzwischen an das höhere Zinsniveau gewöhnt, sagt der Vorstand.

Wien. Von „belastbaren“ Prognosen für das gesamte Jahr 2024 will Franz Gasselsberger lieber Abstand nehmen. Dafür sind ihm die Unsicherheitsfaktoren zu hoch. Dennoch bleibt der Chef der heimischen Oberbank optimistisch. Denn das Institut ist operativ sehr gut ins Jahr gestartet. Und auch die Rahmenbedingungen dürften sich im Lauf des Jahres noch weiter verbessern.

So geht die Inflation langsam, aber sicher zurück, und auch die Stimmung bei den ­Unternehmen hellt sich zunehmend auf. Gleichzeitig führen die Reallohnzuwächse (in Folge hoher Tariflohnabschlüsse) innerhalb der Bevölkerung zu einer Stimulierung des privaten Konsums und sorgen auch bei den Banken für hohe Einlagenzuwächse.

Eine Entwicklung, die sich auch bei Oberbank und hier vor allem im privaten Wohnbau bemerkbar macht. Dort sieht Gasselsberger „die Talsohle durchschritten“. Man habe im ersten Quartal dieses Jahres ein Plus von 20 Prozent bei der Kreditnachfrage gesehen, sagte der Vorstand am Mittwoch im Rahmen der Bilanzpressekoferenz. Das höre sich im ersten Moment zwar nach viel an, aber der Rückgang im Jahr zuvor betrug 50 Prozent, und „das alte Niveau ist noch nicht erreicht“. „Aber wir merken, dass es wieder nach oben geht.“

Als Grund führt Gasselsberger unter anderem einen Normalisierungseffekt bei den Zinsen an. Die jungen Erwachsenen hätten sich nach jahrelangen Nullzinsen nun an das etwas höhere Zinsumfeld gewöhnt, gleichzeitig gehen die Immobilienpreise zurück, und auch die Fixzinssätze für Hypothekenfinanzierungen sind bereits wieder im Sinken und liegen inzwischen unter den Zinssätzen für variable Kredite.

Gutes Jahr für Oberbank

Laut Angaben der Nationalbank lag im Schnitt der Effektivzinssatz für neu abgeschlossene Immobilienkredite im Jänner schon unter den Werten von Dezember, November und Oktober des Vorjahrs. Das hat freilich auch mit der Erwartungshaltung des Finanzmarkts zu tun, der angesichts der immer geringeren Inflationsraten und eines schwachen Wirtschaftswachstums bald von Zinssenkungen in der Eurozone ausgeht. Gasselsberger selbst erwartet von der Europäischen Zentralbank heuer drei Zinsschritte nach unten.

Zugleich habe die österreichische Regierung mit dem vor wenigen Wochen angekündigten Wohnbaupaket ein wichtigstes Signal gesetzt, das Impulse bringen werde. Die Reduzierung der bürokratischen Hürden bei den Ausnahmekontingenten für die Wohnkreditvergabe sei ebenfalls ein Zeichen in die richtige Richtung. All das könne dazu beitragen, dass sich die Lage weiter verbessere. Wenngleich Gasselsberger trotzdem auch vorsichtig bleibt. „Man darf nicht den Fehler machen, den momentanen Zustand in die Zukunft zu projizieren“, wie er sagt. „Ich sage nicht, dass jetzt Milch und Honig zu fließen begonnen haben.“

Das abgelaufene Geschäftsjahr ist für die Oberbank jedenfalls sehr gut gelaufen. Der Gewinn erhöhte sich um rund 57,3 Prozent auf 382,6 Mio. Euro, vor allem beim Zinsergebnis gab es einen Anstieg um fast die Hälfte. Allerdings haben sich auch die Vorsorgen für das Kreditrisiko erhöht, und zwar um 17,3 Prozent auf 443,1 Mio. Euro. Das sei der Entwicklung auf dem Immobilienmarkt geschuldet, doch könnte man auch von einer Normalisierung des Kreditrisikos sprechen, so Gasselsberger. (nst)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.