Interview

„Heute würde man Andreas Hofer mit Drohnen jagen“

Kabul heute, die traurige Realität. Aber es gab ganz andere Zeiten, und „die Gewalt wurde nach Afghanistan hineingetragen“, sagt Autor Emran Feroz.
Kabul heute, die traurige Realität. Aber es gab ganz andere Zeiten, und „die Gewalt wurde nach Afghanistan hineingetragen“, sagt Autor Emran Feroz.APA
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Der Buchautor und Reporter Emran Feroz wuchs als Kind von Afghanen in Innsbruck auf. Über unsere falschen Bilder von Afghanistan, Tiroler Taliban, Rassismus und Integration durch Dialekt.

Die Presse: Sie erzählen in Ihrem neuen Buch „Vom Westen nichts Neues“, wie Ihnen beim Zivildienst eine ältere Dame gesagt hat: „Sie sein so fesch und rassig“, Ihr Vollbart erinnere sie an Andreas Hofer. Bei uns scherzt man oft: Hofer war ein „Alpen-Taliban“. Ist da etwas dran?

Emran Feroz: Da ist sehr viel dran. Als ich in der Schule über Andreas Hofer gelernt habe, habe ich mich gefragt: Was unterscheidet diesen Menschen von den Taliban? Er war reaktionär, von sehr ländlichen Traditionen geprägt, und er glaubte, Werte verteidigen zu müssen, die ihm Andersgläubige oder Ausländer wegnehmen wollen. Seine ideologische Stütze, der Pater Haspinger, war ein religiöser Extremist, der den Bauern für ihren Kampf gegen die Bayern das Paradies versprach. Es gibt Taliban-Predigten, die bis auf ein paar Details genau gleich formuliert sind. Dieser ideologisierte Glaube war auch für die Taliban eine Stärke. US-Soldaten haben mir oft gesagt: Wir haben schon verloren, weil wir am Ende wieder heim wollen, während die Gegenseite für ein höheres Ziel kämpft, das über den Tod hinausgeht. 

Aber der Tiroler Volksaufstand ist halt schon über 200 Jahre her …

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