Pizzicato

Das Söder-Ei und der Oster-Witz

Wenn ihnen ihr Freistaat mit Zeltfesten von Oberbayern bis Unterfranken nicht mehr genug war, gingen bayerische Weltaußenpolitiker stets auf Reisen.

Zu groß für Bayern, zu klein für Berlin: Das ist das Schicksal, das Markus Söder mit Edmund Stoiber, seinem Mentor, und Franz Josef Strauß, seinem Idol, teilt. Man darf sich die drei bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chefitäten ohne Frevel als Trinität, als Heilige Dreifaltigkeit der Christlich-Sozialen, vorstellen: Gottvater Strauß, der Heilige Geist Stoiber und Gottessohn Söder.

Als ihnen der Freistaat mit Zeltfesten von Oberbayern bis Unterfranken nicht mehr genug war, gingen sie als bayerische Weltaußenpolitiker auf Reisen. Ins Reich von Potentaten, von Moskau bis Peking. In China empfingen sie Söder in der Karwoche wie einen großen Staatsmann – und das drei Wochen vor Olaf Scholz. Das gefiel dem Ministerpräsidenten aus München, und seinen Gastgebern wiederum gefiel dessen Postulat: „Realpolitik statt Moralpolitik.“ Söder stieg durch den Nebel auf die Mauer, und er knuddelte mit Plüsch-Pandas. Wieder daheim schimmerte Mao-Kult durch, als er einen Mega-Schoko-Osterhasen mit Söder-Konterfei verloste.

Das ging in Bayern als Osterwitz rund, wie jene Schnurre aus dem Bayerischen Wald, die der Passauer Bischof Stefan Oster – Nomen est omen – unters Kirchenvolk brachte. Darin spielen ein WC und ein Waldkapellchen eine Rolle. Der Bischof prustete los. Vielleicht auch über den Landesvater als Witzfigur.

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

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