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Eine EM ohne Panini? Was uns alte Kinder erschüttert

Unvergessen.
Unvergessen. Clemens Fabry
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Erstmals produziert nicht das legendäre italienische Unternehmen Panini die EM-Sticker.

Mit einem großen Bruder wird die Welt noch größer. Vor allem, wenn sie um das Universum Fußball erweitert wird, aus dem man nie verstoßen werden kann, wenn die Helden der Kindheit Walter Schachner und Bruno Pezzey hießen. Die pickten dann auch noch auf dem Stockbett, als es längst auseinandergesägt war und Bruder und Schwester sich in getrennten Zimmern einschlossen.

Fußballpickerln bevölkerten nicht nur Bettpfosten, sie klebten auch an Kästen und Schreibtischen. So schwer, wie man die Folie abziehen konnte (hier halfen die Nägel der Schwester), so schwer ließen sie sich auch wieder ablösen. Eigentlich gar nicht. Als alles vorbei war, die Erinnerungen weit weg, waren sie immer noch da und erinnerten an ferne Meisterschaften. Warum sie überhaupt auf Möbeln klebten? Das waren die Doppelten, die nach dem Turnier niemand mehr brauchte. Und wegwerfen konnte man sie nicht.

Es ist unmöglich, ein Sammelalbum allein vollzukriegen: Ein Beweis dafür, dass man doch nicht alles für Geld bekommt. Ohne zu tauschen, werden die Teams nicht vollständig, von Stadien und Wappen ganz zu schweigen. Immer mehr ließ sich der Hersteller im Lauf der Jahre einfallen, um die Zahl der leeren Felder zu vergrößern. Fluchend wurde dennoch in die Tütchen investiert. Später dann für die Kinder. Aber eigentlich doch ein bisschen für einen selbst.

Mehr als vierzig Jahre lang stammten die Fußballlpickerln von Panini, waren eins mit dem italienischen Unternehmen wie Tixo und Klebeband. Nun hat ein US-amerikanischer Konzern die Italiener überboten und die Rechte gekauft.

Die Nachricht hat uns alte Kinder erschüttert. Eine Europameisterschaft ohne Panini? Die neuen Pickerln würden wir boykottieren. Ganz sicher. Der eine Kollege ist schon schwach geworden. Ohne Kleben, meint er, gibt es keine EM.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

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