Immunsystem

Klimawandel verstärkt Gesundheitsprobleme wie Asthma und Krebs

Waldbrände, wie hier in Kanada, verschlechtern die Luftqualität.
Waldbrände, wie hier in Kanada, verschlechtern die Luftqualität. Imago / Artur Widak
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Eigentlich ist das menschliche Immunsystem sehr anpassungsfähig. Doch die schnellen Veränderungen durch den Klimawandel überfordern es.

Der Klimawandel schadet dem Immunsystem. Einer neuen internationalen Studie mit Schweizer Beteiligung zufolge verstärken Klimaerwärmung, Luftverschmutzung und der Rückgang der Artenvielfalt Gesundheitsprobleme wie Asthma, Allergien und Krebs. „Der Klimawandel stellt eine existenzielle Bedrohung für die Gesundheit von Menschen, Tieren und das gesamte Ökosystem dar“, schrieb das Forschungsteam in der Studie.

Der Rückgang der Artenvielfalt und die Verstädterung hätten die positiven Umwelteinflüsse verringert, erklärten die Forschenden, deren Ergebnisse am Donnerstag in der Fachzeitschrift „Frontiers in Science“ veröffentlicht wurden. Für ihre Studie haben die Forschenden den aktuellen Wissensstand zum Einfluss von Klimawandel und Umweltverschmutzung auf das Immunsystem zusammengetragen.

Weniger „positive“ Umwelteinflüsse

Das menschliche Immunsystem entwickelt sich im Laufe der Zeit und reagiert auf alles, was es umgibt. Von der Nahrung bis zur Luft, die eingeatmet wird. Durch den Kontakt mit einer Vielzahl von Mikroben und Chemikalien in der Umwelt lernt das Immunsystem, was gefährlich ist und aus dem Körper entfernt werden muss und was harmlos ist und ignoriert werden kann.

„Aus evolutionärer Sicht passt sich das Immunsystem ständig an, um auf die Umwelt zu reagieren; die jüngsten Veränderungen waren jedoch zu schnell, als dass sich unser Immunsystem angemessen hätte anpassen können“, sagte die Erstautorin Ioana Agache von der Transilvania Universität Brasov in Rumänien in einer Mitteilung des Fachblatts zur Studie.

Der Rückgang der Artenvielfalt und die Verstädterung hätten die „positiven“ Umwelteinflüsse verringert, erklärten die Forschenden. Dies trage dazu bei, dass sich das Immunsystem nicht mehr richtig entwickeln könne.

Mehr Pollen, Schimmel und Luftverschmutzung

Gleichzeitig seien die Menschen zunehmend „negativen“ Belastungen ausgesetzt. So gebe es wegen der steigenden Temperaturen und des höheren CO2-Gehalts in der Luft länger im Jahr, mehr und für die Gesundheit schädlichere Pollen in der Luft. Außerdem seien Waldbrände sowie Sand- und Staubstürme durch den Klimawandel häufiger geworden, was zu mehr Rauch und Sandpartikeln in der Luft führe. Durch die Zunahme von Überschwemmungen und starken Regenfällen im Zuge des Klimawandels komme es zudem auch vermehrt zu Schimmelbildung in Haushalten, insbesondere in schlecht klimatisierten Häusern.

Dazu kommen Stressfaktoren wie ungewöhnlich hohe Temperaturen, denen Menschen in der Folge des Klimawandels vermehrt ausgesetzt sind, wie es in der Studie hieß. Diese Veränderungen sind laut den Forschenden die Hauptursachen für den jüngsten Anstieg von Allergien, Asthma, Krebs und anderen immunvermittelten Krankheiten. Personen mit niedrigem sozioökonomischem Status oder Vorerkrankungen sind besonders gefährdet, ebenso wie sehr junge und ältere Menschen.

Hohe Gesundheitskosten

Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel, sowie Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels seien von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit, schrieben die Forschenden in der Studie. „Solche Interventionen bieten auch eine gute wirtschaftliche Rentabilität: Für jeden US-Dollar, der für Klimaschutz ausgegeben wird, werden mindestens drei US-Dollar durch gesundheitliche Vorteile eingespart, vor allem durch eine Verringerung von Krankheiten wie Asthma und Allergien“, fügten sie an. An der Studie unter Leitung von Kari Nadeau von der Harvard University in den USA waren auch die Universität-Zürich-Forscher Cezmi und Mubeccel Akdis und Yasutaka Mitamura beteiligt.

>>> Zur Studie

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