USA

Experiment gescheitert: In Oregon sind harte Drogen wieder illegal

Eine Aufnahme aus Portland, Oregon. Hier gibt es nun eine Debatte darüber, warum die gut gemeinte Maßnahme so schnell scheiterte.
Eine Aufnahme aus Portland, Oregon. Hier gibt es nun eine Debatte darüber, warum die gut gemeinte Maßnahme so schnell scheiterte.APA / AFP / Patrick T. Fallon
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Der US-Bundesstaat liberalisierte die Drogenpolitik. Doch dann stieg die Zahl der Toten durch eine Überdosis.

New York/Salem. Experiment gescheitert. Während europäische Staaten ihre Drogenpolitik liberalisieren, kann ein US-Bundesstaat ein Klagelied davon singen. In Oregon im Nordwesten der USA setzte es seit 2020 nur noch eine Geldstrafe für Personen, die kleine Mengen harter Drogen besaßen – etwa Kokain, Heroin, Methamphetamin alias Crystal Meth. Damit ist nun wieder Schluss. Der Drogenbesitz wird wieder kriminalisiert. Bis zu 180 Tage Gefängnis stehen darauf.

Covid- und Fentanyl-Krise

Die Entkriminalisierung führten zum liberalsten Drogengesetz der USA – und zwar auf Wählerwunsch. Mit dem Ziel, Rehabilitierungsmöglichkeiten zu fördern und gesellschaftliche Stigmata zu beenden. Doch ein drastischer Anstieg der Zahl von Toten durch eine Überdosis führte zum Umdenken, sowohl beim Gesetzgeber als auch bei Unterstützern der 2020er-Maßnahme.

In allen US-Bundesstaaten gibt es eine Bewegung hin zur Entkriminalisierung von Drogenbesitz. In den meisten Fällen geht es hier um Cannabis. In manchen Bundesstaaten kann damit mittlerweile gehandelt werden, sogenannte „Smoke Shops“ sprießen aus dem Boden. Hintergrund der Liberalisierung der Gesetze ist in dem Fall unter anderem, dass Marihuana in den vergangenen Jahren immer mehr als Heilmittel denn als Droge angesehen wurde. Und: Verurteilungen betreffen nach wie vor vermehrt schwarze denn weiße Amerikaner, obwohl die Konsumraten auf demselben Stand sind.

In Oregon ging man weiter. Hier ging es plötzlich um harte Drogen: Maximal 100 US-Dollar Strafe waren zu bezahlen, wurde man von Behörden im Besitz von etwa Heroin gefunden. Die Maßnahme fußte auf der Idee, Hilfsprogramme besser zu finanzieren – und hatte den Hintergrund, dass härtere Strafen wenig an Drogenbesitz und -konsum änderten.

Das neue Gesetz machte jedenfalls den Konsum sichtbarer. Aus der Großstadt Portland kamen vermehrt Berichte über Menschen, die sich ganz offen Heroin auf der Straße spritzten. Und dann kamen die Zahlen: Mit der Fentanyl-Krise gab es auch mehr Meldungen von Toten durch eine Überdosis. Das hochwirksame Betäubungsmittel wird seit Jahren anderen Drogen beigemischt, um diese zu strecken.

Die Corona-Pandemie verschärfte die Situation. Übliche Routen waren für Drogenhändler schwieriger zugänglich, Abhilfe schaffte das synthetisch hergestellte Fentanyl. Schon eine sehr kleine Menge davon ist tödlich. Zu Überdosen kommt es in der Regel, weil Konsumenten nicht wissen, dass Fentanyl ihrer Droge beigemengt ist. 112.000 Menschen starben 2023 an einer Überdosis. Ein Rekord. In 80 Prozent der Fälle war Fentanyl im Spiel.

Fehlendes soziales Auffangnetz

In Oregon gibt es nun eine Debatte darüber, warum die gut gemeinte Maßnahme so schnell scheiterte. Der Bürgermeister Portlands, Ted Wheeler, sagte den „New York Times“, dass die Regierung die Entkriminalisierung beschloss, bevor anständige Behandlungsplätze für Drogenabhängige eingerichtet werden konnten.

Ein Problem, das im Übrigen die ganze USA betrifft: Für die Leute, die wegen psychischer Erkrankungen und/oder Drogenabhängigkeit an den Rand der Gesellschaft rücken, gibt es kein wirkliches soziales Auffangnetz.

Die demokratische Gouverneurin Oregons, Tina Kotek, versprach, dass man weiterhin an öffentlichen Hilfeleistungen arbeiten wolle. So soll es mit dem neuen Gesetz für Delinquenten die Möglichkeit geben, statt ins Gefängnis in die Reha zu kommen. Denn die Zahlen zeigen auch: Wer im Gefängnis landet, ist nach der Freilassung viel gefährdeter, durch eine Überdosis zu sterben.

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