Unterwegs

Wie sich 25 Sekunden Erdbeben anfühlen

Eigentlich wollte ich Ihnen vom untypischen kalten Frühling in New York City berichten...
Eigentlich wollte ich Ihnen vom untypischen kalten Frühling in New York City berichten...Imago / Li Rui
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Halten Sie sich fest: Diese Kolumne wurde während eines Erdbebens in New York verfasst.

Kennen Sie die Anfangsszene aus dem Eröffnungsfilm von Monty Pythons „Der Sinn des Lebens“? Darin bricht ein ganzes Stadthaus aus einer Häuserzeile aus. Die Mauern beginnen zu rütteln, das ganze Haus beginnt zu beben – und zu leben –, es schiebt sich Stück für Stück in die Straße, ehe es ganz davonfährt.

So circa fühlte es sich an, als ich mich am Freitagmorgen um 10.23 Uhr daranmachte, diese Kolumne zu schreiben. Eigentlich wollte ich Ihnen vom untypischen kalten Frühling in New York City berichten, vom nicht enden wollenden Regen, eventuell von der anstehenden Sonnenfinsternis am Montag. Stattdessen saß ich da, die Erde bebte und ich dachte, unser Haus würde sich vom Acker machen.

Ich muss gestehen, nach drei Jahren in dieser Stadt waren die ersten fünf Sekunden des Bebens nichts Besorgniserregendes: Ich dachte schlicht, auf der Straße würde einmal wieder im Kanal gebohrt. In Sekunde sechs aber dachte ich schon an den „Sinn des Lebens“. Und an meine Freundin Paola in Mexiko-Stadt, die mir Erdbeben-Protokolle eingetrichtert hatte.

Die brauchte ich nicht. Zehn Sekunden später war das Rütteln vorüber und meine X-Timeline voll mit Scherzen. Das Epizentrum lag nämlich aggradd, wie man in meiner Heimat Oberösterreich sagt, im allseits beliebten New Jersey („Nichts Gutes kommt von dort“, schrieb ein Freund per SMS). Angesichts der Geschichtsträchtigkeit des Ereignisses wollte sich New Yorks Gouverneurin nicht die Blöße geben: Sie taufte den Nachbarbundesstaat schlicht in den „Westen von Manhattan“ um. Das Epizentrum der Welt bleibt nämlich New York.

elisabeth.postl@diepresse.com

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