Resteverwertung

„Kein Mampf“: Wiener Grafiker macht aus Hitlers Pamphlet ein Kochbuch

Auch ein Spargelsalat ist in „Kein Mampf“ enthalten.
Auch ein Spargelsalat ist in „Kein Mampf“ enthalten. Natasha Breen/REDA&CO/Universal Images Group via Getty Images
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Ein Wiener Grafiker hat es sich zur Aufgabe gemacht, Hitlers „Mein Kampf“ umzugestalten. Herauskommen soll etwas gänzlich Unpolitisches, wie er sagt. Ein Kochbuch.

Es ist gut acht Jahre her, dass die Urheberrechte für Hitlers „Mein Kampf“ ausgelaufen sind. Fast genauso lange arbeitet ein Wiener Grafiker an dessen Umgestaltung. Andreas Joska-Sutanto hat im April 2016 begonnen, jeden einzelnen Buchstaben des Pamphlets auszuschneiden, 1,57 Millionen an der Zahl. Neu zusammengesetzt, mit Pinzette in mühevollster Kleinstarbeit, sollen sie Rezepte ergeben.

„Beim Kochen nimmst du Sachen, schnippelst sie in kleine Stücke, haust sie in einen Topf, mischt ein paar Mal durch und das was rauskommt, ist im Normalfall was Gutes“, sagt Joska-Sutanto in einem Video zum Projekt – genau das soll mit Hitlers Buch passieren. Aus dem Pamphlet werde so etwas „extrem unpolitisches“, eine einfache Anleitung, nicht wertend. Freilich, der Titel „Kein Mampf“ verleiht dem Projekt einen humoristischen Anstrich. Das sei heikel, weiß Joska-Sutanto, führe aber dazu, dass sich die Leute mehr damit beschäftigen würden.

800 Arbeitsstunden, 25 Rezepte

Die Intention des Kunstprojekts sei es nicht, ein „lustiges Licht“ auf „Mein Kampf“ zu werfen, viel mehr möchte er, dass sich wieder mehr mit der NS-Zeit auseinandergesetzt wird, auch nicht wieder die gleichen Fehler begangen werden. Trotzdem: Nichts mache Hitler kleiner als ein guter Witz über ihn, erklärt er sein Projekt.

Nach acht Jahren und 800 Arbeitsstunden hat der Wiener gerade einmal ein Viertel geschafft, erst letzte Woche hat er öffentlich die 100. Seite vom 782-Seiten-dicken Buch zerschnitten in einem Veranstaltungsraum im zehnten Bezirk. Das Kunstprojekt wurde schon 2018, nach zwei Jahren des Schnippseln, im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) in Wien ausgestellt. 25 Rezepte hat er bis dato zusammen, wie viele es letzten Endes werden, weiß man noch nicht. Die Rezepte sammelt Joska-Sutanto von Familie und Freunden, und deren Familien. Derweil findet sich im Buch eine Pizza von seinem Vater, ein Spargelsalat, Chicken-Tacos und - Hitlers Leibspeise - Eiernockerl. (red.)

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