Serie: Gefühlssache

Achtung vor der „toxischen Weiblichkeit“?

Dass Männlichkeit toxisch sein kann, ist mittlerweile Allgemeinwissen. Eine Neuerscheinung versucht nun den Begriff der „toxischen Weiblichkeit“ feministisch zu besetzen.

Sie klingt wie das Äquivalent zu „Rassismus gegen Weiße“ oder „Diskriminierung von Männern“ – die „toxische Weiblichkeit“. Alles Formulierungen, bei denen man zu Recht Bauchweh bekommt. Endlich ist im öffentlichen Bewusstsein angekommen, dass es nicht in Ordnung ist, wenn Männer Frauen nicht ausreden oder zu Wort kommen lassen, in öffentlichen Verkehrsmitteln prinzipiell zwei Sitze in Anspruch nehmen oder ihre eigenen Gefühle nicht adäquat ausdrücken können.

Muss man in Anbetracht der nach wie vor gegebenen strukturellen Benachteiligung wirklich nachziehen und festhalten, dass auch Frauen Fehler machen, sie wehleidig, zickig, manipulativ oder gluckig , ja toxisch sein können? Insbesondere wenn, wie der Soziologe Andreas Kemper anmerkt, das Adjektiv „toxisch“ rein assoziativ sowieso besser zu weiblichen als männlichen Stereotypen passt, zur Hexe, zur giftigen Schlange, zur Giftmischerin?

Ja, muss man, findet Journalistin und Autorin Sophia Fritz. Sie selbst ist online über den Begriff gestolpert, und auch ihr hat die Formulierung Unbehagen bereitet. Anlass genug, sich in der gleichnamigen Publikation „Toxische Weiblichkeit“ dem Phänomen genauer zu widmen. Fritz wollte den Begriff nicht gekränkten Männern überlassen, wie sie im Gespräch mit der „Presse“ erklärt: „Wir hatten jetzt fünf, sechs Jahre den Fokus darauf, diese männliche Prägung zu beleuchten und patriarchale Muster zu dekonstruieren. Natürlich schwingt der popkulturelle Fokus zwangsläufig um und Männer mit gekränktem Ego fragen jetzt: ,Was ist denn mit euch?‘“ Von feministischer Seite aus an dem Begriff teilzuhaben, ihn zu prägen, sei wesentlich: „Entweder, wir nutzen den Begriff mit, oder er wird gegen uns verwendet werden.“

Was ist denn jetzt toxisch weiblich?

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