Stressoren

Zu viel oder zu wenig Forderung?

Marin Goleminov
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Idealerweise ist die Waage zwischen Unter- und Überforderung im Job ausgeglichen. Verantwortlich dafür sind Chefs.

In der Debatte um den beruflichen Einsatz von Technologien – wie KI – schwingen stets auch die Fragen mit: Welche Jobs bleiben in Zukunft nachgefragt? Welche Posten sind wiederum verzichtbar? Es zeichnet sich ab, dass gewisse Tätigkeiten, etwa durch Selbstbedienungskassen im Einzelhandel, sukzessive von Maschinen ersetzt werden (können). Das Personal ist indes unterfordert.

Bei der Unter- oder Überforderung sind zwei Bereiche zu unterscheiden, sagt Psychologe Gerhard Klicka, Geschäftsführer bei IBG Innovatives Betriebliches Gesundheitsmanagement. „Einerseits kann es um den Inhalt gehen. Wenn Aufgaben ohne entsprechende Qualifikation zu meistern sind – oder die Herausforderung ausbleibt. Andererseits ist die Menge entscheidend.“ Die adäquate Zuordnung, welchem Mitarbeiter wie viel zuzumuten ist, müsse im Management liegen. „Das ist klare Führungsaufgabe, von der Firmen profitieren. Entspricht die Auslastung nicht der Anforderung, so sollten Qualifikationen zusätzlich erworben werden.“ Klären sollte sich das im Zuge von Mitarbeitergesprächen.

Feedback und Transparenz unerlässlich

In denen beide Seiten ihre Chancen nutzen sollten. Um auf Probleme aufmerksam zu machen. Und Angebote (zur Weiterbildung) anzunehmen. Dabei unterstützt die Unternehmenskultur. „Um die Arbeitsfähigkeit hoch zu halten, sind Feedback und Transparenz unerlässlich. Denn Menschen neigen dazu, über ihre eigenen Grenzen zu gehen. Das hat auch mit Selbstwert zu tun.“ Dieser Zustand, chronisch übers Limit zu gehen, münde oft in ein Burn-out. Wohingegen sich Unterforderung durch Langeweile, Verstimmungen, Abschiedsgedanken und – schlimmstenfalls – Magengeschwüre kennzeichnet. Beide Zustände seien unangenehm und können lang­fristige, körperliche Schäden hervorrufen, ist er überzeugt. Hier komme die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers sowie die Eigenverantwortung des Mitarbeiters zum Tragen. Der Schlüssel zum Erfolg liege darin, „in Beziehung zu treten. Sich Zeit zu nehmen und nachzufragen. Zu wissen, wo alle stehen – und dies vertraulich zu behandeln“.

Apropos Behandlung. „Man kann sich gar nicht gesund genug ernähren und fit halten, wenn man unter einer schlechten Führungskraft leidet: Dann wird man krank“, sagt Klicka. Auch wenn Belastungen in der Arbeit besser bewältigt werden, wenn Betroffene emotional und psychisch stabil sind: „Auf persönliche Krisen eingehen zu können, ist eine Leadership-Qualität, die Mitarbeitende langfristig ans Unternehmen bindet.“

Auf einen Blick

Wenn es um Über- und Unterforderung im Job geht, wird zwischen Inhalt und Menge unterschieden. Quantitativ handelt es sich um die Aufgabenfülle; Zeit- und Termindruck. Darauf reagiert der Körper mit erhöhtem Blutdruck. Führt der Inhalt zur Überlastung, zeigen sich psychische Folgen wie Stress und Unzufriedenheit. Unterforderung kann indes zu Magenbeschwerden führen.

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