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Herbert Kickl: Ein Volkstribun mit Kontaktstörung

FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl
FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl APA / APA / Georg Hochmuth
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Intellektuell, misstrauisch und verbalradikal: Die „Profil“-Journalisten Gernot Bauer und Robert Treichler haben eine Herbert-Kickl-Biografie verfasst – mit Details zu Kindheit, politischem Aufstieg und Extremtriathlon-Zeiten.

Ein Buch über Herbert Kickl? Hat die Welt darauf gewartet? Oder ist es nur eine Verkaufsidee für den bevorstehenden Nationalratswahlkampf? Wer in die Kickl-Biografie der „Profil“-Redakteure Gernot Bauer und Robert Treichler hineinliest, bemerkt recht rasch: Die vielschichtige Persönlichkeit des Herbert Kickl rechtfertigt so einen Versuch durchaus. Ein Intellektueller auf der einen Seite, ein „Volkstribun mit Kontaktstörung“ auf der anderen.

Man taucht ein in die kleinbürgerliche Kärntner Welt der 1970er- und 1980er-Jahre. Herbert Kickl wächst in der Magnesitwerk-Siedlung in Radenthein auf. Sein Großvater war illegaler Nazi, er stirbt aber, als Herbert zwei Jahre alt ist. Eine interessante Figur ist sein Vater, Verteidiger beim damaligen Fußball-Bundesligisten WSG Radenthein, ein netter, hilfsbereiter, aber scheuer Mensch. Politisch gelten seine Eltern als „Nullgruppler“.

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Herbert Kickl selbst ist für Mannschaftssport weniger geeignet, er ist ein Einzelkämpfer in jeder Hinsicht, das Buch bietet auch seine Bestzeiten bei diversen Extremtriathlons in Schottland und anderswo. Im Kapitel „Der Einzelgänger“ heißt es über ihn: „Herbert Kickl ist voller Misstrauen. Hinter der souveränen Fassade steckt eine unfertige Persönlichkeit.“ Sein Haus in Purkersdorf, in dem er mit Frau und Kind wohnt, hat noch kaum jemand von innen gesehen. Nicht einmal Parteifreunde. Und auch noch typisch Kickl: „Unbedingt das letzte Wort und am Ende recht haben zu wollen.“

Herbert Kickl war ein guter Schüler, mit Widerstandsgeist gegen die Lehrer ausgestattet, hatte einen besten Freund, mit dem er die Freizeit verbrachte. Diesen Freund gibt es heute noch in seinem Leben. Kickl lässt nur wenige Leute an sich heran, gegenüber jenen, denen er sich öffnet, ist er dann bedingungslos loyal. Während des Studiums dürfte ihn Professor Franz Ungler, Spezialist für Kant, Hegel und den deutschen Idealismus, geprägt haben. Auch hinsichtlich seines politischen Weltbildes. Das Studium bringt er nicht zu Ende, Kickl landet in der Politik. Als sich der Jörg-Haider-Fan bei der FPÖ vorstellt, soll er gemeint haben: „Ich kann zwar nichts, aber ich kann alles lernen.“

Der intellektuellen Seite Kickls widmet das Buch einigen Raum. Aber auch seinen Verbalinjurien, seinem mitunter rücksichtslosen Vorgehen. An die Spitze wollte er nie, als er diese aber auf einmal vor sich sieht, stürmt er unbeirrt darauf zu. „Kickl ist eitel, ohne es zuzugeben“, heißt es in dem Buch. Die beiden Autoren haben versucht, ein umfassendes Bild von Herbert Kickl zu zeichnen, mit Licht und Schatten. Menschlich wird er so fassbarer.

Das Buch

Kickl – und die Zerstörung Europas

Von Gernot Bauer und Robert Treichler, Zsolnay-Verlag

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