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Agenda Austria warnt: Baubewilligungen 2023 „im freien Fall“

Die Zahl der Baubewilligungen für neue Wohnflächen, sowohl für natürliche Personen als auch für Firmen, sei im Vorjahr deutlich gesunken.
Die Zahl der Baubewilligungen für neue Wohnflächen, sowohl für natürliche Personen als auch für Firmen, sei im Vorjahr deutlich gesunken.Clemens Fabry
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Das Institut sieht die Kombination aus Zinswende und neuen Regeln für Wohnbaukredite als Ursache und warnt vor einem fortgesetzten Wohnungsmangel.

Die Zahl der Baubewilligungen ist „im freien Fall“, schreibt die Agenda Austria am Montag in einer Aussendung. Das gelte für neue Wohnflächen sowohl für natürliche Personen als auch für Firmen und gemeinnützige Bauvereinigungen, so die Agenda Austria mit einer eigenen Schätzung auf Basis von Daten der Statistik Austria. Das Institut sieht die Kombination aus Zinswende und neuen Regeln für Wohnbaukredite als Ursache und warnt vor einem fortgesetzten Wohnungsmangel.

In Summe gab es 2023 in Österreich Baubewilligungen für rund 2,5 Millionen Quadratmeter neuen Wohnraum. Zwischen 2010 und 2021 waren es in der Regel doppelt so viel, in einzelnen Jahren auch schon sechs Millionen Quadratmeter. Die Zinswende, die zu einer Steigerung der Kreditzinsen geführt hat, wie auch die sogenannte „KIM-Verordnung“, die strengere Kriterien für die Vergabe von Krediten vorschreibt, seien beide Mitte 2022 wirksam geworden und hätten gemeinsam zu dem massiven Rückgang bei Baubewilligungen geführt, sagte Agenda-Austria-Ökonom Jan Kluge am Montag.

Kommt die Zinswende für Österreich zu früh?

Es werde kaum möglich sein „aufzudröseln“, welcher der beiden Faktoren wie stark zum Rückgang beigetragen hat, so Kluge. Dabei seien die Kreditzinsen, die meist noch unter der Inflationsrate liegen, keinesfalls „zu hoch“. Aber ein Anstieg von manchmal nur einem Prozent auf über drei Prozent „kommt bei den Leuten an“. Allerdings: „Wir können die Zinsen erst senken, wenn die Inflation unter Kontrolle ist und das ist in Österreich noch nicht der Fall“, so Kluge. Für Österreich, wo die Teuerung seit Monaten doppelt so hoch ist wie im Schnitt der Eurozone, könnte eine Zinssenkung sogar zu früh kommen, warnt Kluge. Es müsse aber klar sein, dass die Zeit der „super, super billigen Zinsen“ vorbei sei, es werde „nicht mehr gebaut, nur weil das Geld irgendwohin musste“.

Zu den höheren Zinsen komme der Anstieg der Baukosten, der in die Kalkulationen einfließe. Daran ändere auch nichts, dass laut heute, Montag von der Statistik Austria veröffentlichten Daten der Baukostenindex im Wohnbau in den letzten 12 Monaten bis März lediglich um drei Prozent zugelegt hat - also deutlich unter der allgemeinen Teuerungsrate. Die starken Erhöhungen der vergangenen Jahre seien noch in den Kalkulationen drinnen. Und die „KIM-Verordnung“ schließe manche Haushalte von der Kreditvergabe aus. „Über kurz oder lang“ sollte die Verordnung aufgehoben werden, sagt Kluge, man müsse der Bank zutrauen zu klären, mit welchen Belastungen Kreditnehmer umgehen können.

Auch Renovierungen stocken

Es stockt aber nicht nur bei der Planung von Neubauten. Die Österreicherinnen und Österreicher sind auch weniger motiviert als in den Vorjahren, ihren Wohnraum zu renovieren, schreibt der Branchenradar unter Verweis auf den Markt für Farben und Lacke. Dieser sei 2023 um ein Prozent zurückgegangen, obwohl die Preise um 3,6 Prozent gestiegen sind. „Die Konsumenten besuchten weiterhin verstärkt Restaurants oder kulturelle Veranstaltungen, verreisten im In- und Ausland oder gingen sportlichen Aktivitäten nach. Für Renovierungsarbeiten in Haus und Heim fehlte deshalb vielerorts die Zeit - und die Motivation“, beklagt der Branchenradar. (APA)

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