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Iran-Angriff: Experten uneins über mögliche Reaktion Israels

Archivbild einer iranischen Militärübung am 19. Jänner am persischen Golf.
Archivbild einer iranischen Militärübung am 19. Jänner am persischen Golf.Imago / Iranian Army Office
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Politikwissenschaftler Kaim im „Ö1 Morgenjournal“: „Ich habe zwei Gewinner gesehen“. Sicherheitsanalyst Pusztai glaubt, dass Israel einen Gegenschlag durchführen wird.

Nach Medienberichten ist Israel fest entschlossen, nun wiederum auf den iranischen Vergeltungsangriff zu reagieren. Unklar sei nur, wann und in welchem Umfang. Die israelische Iran-Expertin Sima Shina geht davon aus, dass Israel ebenfalls auf militärische Einrichtungen im Iran abzielen könnte. Ein Experte im Magazin „Foreign Policy“ zeigt Schwierigkeiten bei einem direkten Angriff im Iran auf und hält daher israelische Angriffe auf iranische Repräsentanten und Infrastruktur in Syrien, dem Libanon, dem Irak oder dem Jemen für wahrscheinlicher.

Auch in Österreich haben Analysten am Montag unterschiedliche Einschätzungen zu dem iranischen Angriff auf Israel abgegeben. Der Politikwissenschafter Markus Kaim sagte im Ö1-„Morgenjournal“, Israel werde „zurückhaltend sein mit einer unbedachten Reaktion“. Mit dem Ausgang der jüngsten Attacke könnten beide Seiten zufrieden sein: „Ich habe zwei Gewinner gesehen.“ Wolfgang Pusztai ging hingegen in den „Salzburger Nachrichten“ (SN) davon aus, „dass Israel auf jeden Fall zurückschlagen wird“.

Kaim, Forscher bei der deutschen Stiftung Wissenschaft und Politik, sah breite Unterstützung von Israels Verbündeten, „nach einer Distanzierung zuletzt“: „Die Reihen schließen sich hinter Israel.“ Auf der anderen Seite hätte sich die iranische Führung durch „entschiedenes“ Auftreten profilieren können. „Der Iran hat sich vor der eigenen Bevölkerung und in der Region als handlungsfähiges Regime präsentiert“, so Kaim im „Morgenjournal“.

Eher „politische Botschaft“ als „Flächenbrand“

Deswegen erwarte der Politikwissenschafter keinen „Flächenbrand“: „Beide Seiten sind nicht am Kippen der Balance interessiert.“ So habe der Iran auch bereits signalisiert, dass die Vergeltung abgeschlossen sei. Den Angriff könne man daher vorrangig als „politische Botschaft“ werten, sagte Kaim. Es habe Ankündigungen und eine entsprechende Vorlaufzeit für die Verteidiger gegeben. Dennoch sei signalisiert worden: „Israel hat ein Grenze überschritten, dafür ist ein Preis zu zahlen“. Das „Heft des Handelns“ liege nun bei Israel, analysierte Kaim gegenüber Ö1.

Sorgen bereite ihm hingegen, dass der „Westen“ das iranische Atomprogramm „ignoriert“. Auf diese Dimension wies auch der Sicherheits- und Politikanalyst Wolfgang Pusztai im „SN“-Interview hin. Ein „limitierter Gegenangriff“ Israels könne auch „Raketenbasen oder Komponenten des Atomprogramms“ zum Ziel haben. Bei dieser „Gelegenheit“ könnte man „eine massive Verzögerung des Baus einer iranischen Atombombe herbeiführen“.

„Die Israelis werden mit aller Macht zurückschlagen“, sagte Pusztai. Das Land dürfe „den Respekt der islamischen Welt und insbesondere des Iran nicht verlieren“. Eine weitergehende Eskalation hält er dennoch für „eher unwahrscheinlich“. Als Grund nannte der Politologe die vorhandenen militärischen Kapazitäten beider Seiten. Die Verteidigungsmaßnahmen Israels seien „eindrucksvoll“ gewesen, die iranische Schlagkraft hingegen „enden wollend“. (APA/dpa)

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