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Schlechte Kritiken, aber ein Hit: „Der Tränenmacher“ auf Netflix

Simone Baldasseroni gibt den undurchschaubaren Rigel. Caterina Feriol die verletzliche Nica.
Simone Baldasseroni gibt den undurchschaubaren Rigel. Caterina Feriol die verletzliche Nica.Netflix
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Die italienische Teenie-Romanze, in der sich ein naives Mädchen und ein Bad Boy Marke Künstlertyp mit ihren Leidenschaften quälen, wurde bereits 33 Millionen Mal abgerufen.

Es passiert gar nicht so selten, dass Filme, die von der Kritik entweder gar nicht wahrgenommen werden oder äußerst schlechte Bewertungen bekommen, beim Publikum erfolgreich sind. Besonders, wenn es um, nun ja, nicht ganz kitsch- und klischeefreie Liebesgeschichten geht. Bei der italienischen Mystery-Romanze „Der Tränenmacher“ ist die Kluft besonders groß: Der Film bekam von Kritiken, die die Bewertungsseite Rotten Tomatoes aufführt, null Prozent Zustimmung. Auf Netflix entpuppte er sich aber als Hit.

Innerhalb von zehn Tagen kam der Young-Adult-Film bereits auf 33,2 Millionen Abrufe weltweit. Beachtlich ist auch das Tempo, mit dem der Film in die Wohnzimmer kam. Das Buch „Fabbricante di lacrime“ (internationaler Titel: „The Tearsmith“) der italienischen Autorin Erin Doom war 2022 in Italien der am meisten verkaufte Roman. Populär wurde er durch TikTok, wo Buchbesprechungen unter dem Schlagwort BookTok Auflagezahlen in die Höhe schnellen lassen.

Die Verfilmung kam schnell, und sichtlich wurde Wert auf eine ansprechende Optik gelegt. Dafür strotzt „Der Tränenmacher“ nur so von Klischees: Die Eltern von Nica kamen bei einem tragischen Autounfall ums Leben. Sie kommt daraufhin in ein Waisenhaus, das an vergangene Jahrhunderte erinnert und auch noch „Grave“ heißt. Dort verbringt Nica Jahre in Angst und Schrecken, bis sie, mittlerweile eine wunderschöne 17-Jährige, von einem perfekten Paar adoptiert wird. Und das sind nur die ersten zehn Minuten.

Dann ist da noch dieser mysteriöse junge Mann, Rigel, der mit ihr im Waisenhaus war und dann noch spontan mitadoptiert wird. Ein gequälter Künstlertyp mit „anmutigen bleichen Händen“. Gleichzeitig ist er aber auch ein Bad Boy mit Waschbrettbauch („Ich bin ein Pfad aus Dornen“). Es folgen quälende Leidenschaft, verbotene Gefühle, ein Wechselbad von Hass und Liebe, allerdings sind die emotionalen Einzelteile recht dürftig zusammengeklebt.

Noch etwas? Ach ja, die Geschichte dahinter, die Legende des Tränenmachers. Sie erzählt von einer Welt, in der niemand mehr imstande ist zu weinen. „Aber“, so wird im Film erzählt, „ein Handwerker, in Schatten gekleidet, vermag es, Kristalltränen herzustellen. Die Leute kommen zu ihm mit der Bitte, sie zum Weinen zu bringen und so ein Fünkchen Gefühl empfinden zu können.“

Damit geht der Film über 105 Minuten ins Rennen, mit einer verletzlichen, naiven Nica (Caterina Ferioli, 20) und einem undurchschaubaren Rigel (Simone Baldasseroni, 25). Das (über)große Gefühl dürfte vor allem Teenager ansprechen. Man muss aber dazusagen: Die Bewertung des Publikums auf Rotten Tomatoes liegt lediglich bei 56 Prozent. Insofern liegen Kritiker und Zuschauer doch nicht so weit auseinander.

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