Italien

„Jüdische Studenten haben Angst“: Propalästinensische Demos eskalieren in Italien

Studentenproteste in Rom
Studentenproteste in RomImago / Marco Di Gianvito
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Die Polizei schlug auf propalästinensische Studenten ein, die einen Boykott israelischer Universitäten forderten. Die Bildungsministerin reagiert deutlich.

Seit Wochen schon brodelt es an Italiens Universitäten. Propalästinensische Studenten besetzen Hörsäle und demonstrieren, sie fordern den sofortigen Abbruch von wissenschaftlichen Kooperationen mit Israels Universitäten wegen des Gazakriegs. Die Uni in Turin hat den Boykott bereits beschlossen, auch andere Hochschulen erwägen dies wegen des massiven Drucks von Studenten und Dozenten.

La Sapienza in Rom hat sich bisher aber dagegen ausgesprochen. Zuletzt kam es dort deshalb immer wieder zu gewaltsamen Demos, Dienstagabend eskalierte die Lage erneut: Wie die Polizei berichtete, versuchte eine Gruppe von etwa 300 Studenten in das Rektorat einzudringen. Zwei Personen wurden festgenommen. Einer der beiden war auf ein Polizeifahrzeug gesprungen und hatte es beschädigt.

Die Polizei schlug auf die Demonstranten mit Schlagstöcken ein. Mehrere Demonstranten versuchten daraufhin erfolglos, in die Polizeistation der Universität einzudringen. Während der Krawalle sollen die Demonstranten auch zwei Autos der internen Sicherheitskräfte der Universität vor dem Rektorat beschädigt haben.

Jüdische Studenten besorgt

Bildungsministerin Anna Maria Bernini reagierte deutlich: Sie bezeichnete jede Form des Boykotts als „fremd mit Blick auf die Tradition und Kultur unserer Universitäten“ und bezeichnete die „Wissenschaftsdiplomatie“, also den Austausch in Forschung und Lehre, als ein mächtiges und wirksames Instrument zur Beendigung von Konflikten und zur Suche nach Frieden.

Viele jüdische Studenten trauen sich indes nicht mehr an die Uni: „Wir jüdische Studenten haben Angst“, sagte vergangene Woche Anna Tognotti, Mitglied des jüdischen Jugendverbandes, im Interview mit der Zeitung „Repubblica“.

Sie erzählt von jungen Juden, die bespuckt wurden, weil sie als Kettenanhänger den David-Stern trugen. Oder sie erzählt von Parolen, die auf Wänden von Toiletten der Unis geschmiert wurden, und die zur Gewalt gegen Juden und Israel aufrufen. Ihre Organisation habe nun eine Hotline eingerichtet, um betroffene jungen Menschen zu helfen. (basta)

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